Zweck heiligt nicht Mittel

Bundespräsident Rau ruft bei Gedenkstätteneinweihung zu Besonnenheit im Kampf gegen Terrorismus auf

NÜRNBERG dpa ■ Besonnenheit im Kampf gegen den Terrorismus hat Bundespräsident Johannes Rau bei der feierlichen Eröffnung des Dokumentationszentrums auf dem früheren Reichsparteitagsgelände in Nürnberg angemahnt. Wenn Terroristen demokratische Gesellschaften dazu zwängen, ihre „Grundwerte im Kampf gegen sie aufzugeben, dann erst könnten sie gewinnen. Auch im Kampf gegen den Terrorismus gilt: Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel“, sagte Rau.

Das von heute an für das Publikum geöffnete Dokumentationszentrum beschreibt am Beispiel der früheren Reichsparteitage der NSDAP die Propaganda-Mechanismen der Nazis. Die unter dem Motto „Faszination und Gewalt“ stehende Ausstellung ist im Nordflügel der unvollendet gebliebenen Nazi-Kongresshalle untergebracht. Nur sparsam operieren die Aussteller mit Exponaten aus der Zeit der Reichsparteitage, zu denen von 1933 bis 1938 jeweils bis zu eine Million Menschen gekommen waren. Der Nordtrakt der Kongresshalle war nach den Entwürfen des Grazer Architekten Günther Domenig in zweijähriger Bauzeit für die Ausstellung umgestaltet worden. Um dem alten rechtwinkligen Nazi-Bau seine Monumentalität zu nehmen, hatte er einen begehbaren Pfahl aus Metall und Glas durch das Gebäude „stoßen“ lassen. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 21,5 Millionen Mark. Jeweils 6 Millionen davon tragen der Bund, der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg.