Die kopierte Straßenbahn

In der Kulturbrauerei eröffnet heute das Museum Plagiarius. Dort werden 120 Fälle von Produktpiraterie präsentiert. Die Idee hatte ein schwäbischer Unternehmer

Plagiatoren sind nach den Worten von Designer Rido Busse zu allem fähig. Und sie richten durch die Nachahmung fremder Produkte enormen wirtschaftlichen Schaden an. „Früher passierte den Dieben geistigen Eigentums gar nichts. Da ich nicht weiter gegen Windmühlen kämpfen wollte, habe ich 1977 den Plagiarius erfunden“, sagt Busse. Seither wird der schwarze Gartenzwerg mit seiner symbolischen goldenen Nase Jahr für Jahr als Schmähpreis verliehen: Er stellt Unternehmen, die fremde Waren kopieren und auf den Markt gebracht haben, an den Pranger. Ab heute sind die Produkte der fragwürdigen Preisträger gemeinsam mit den Originalen ganzjährig im neu gegründeten Museum Plagiarius zu sehen.

Die Idee für den Negativpreis kam Busse 1977. Auf der Frankfurter Frühjahrsmesse entdeckte er am Stand eines Herstellers aus Hongkong ein exaktes Plagiat einer Brief- und Diätwaage der Firma Soehnle aus Murrhardt. Busse kannte das Original, denn er hatte es mit seinem Unternehmen Busse Design Ulm GmbH entwickelt. „Soehnle erwirkte eine einstweilige Verfügung. Die Firma aus Hongkong musste die Produktion einstellen und eine Strafe bezahlen.“

Zu seinen Erfolgen zählt Busse das Geschmacksmusterrecht von 1988 und das Produktpirateriegesetz von 1990. „Dennoch brauchen wir einen weiter reichenden Rechtsschutz. Die Richter verhängen die möglichen Haftstrafe nicht.“

Bei den Dieben geistigen Eigentums seien so genannte No-Tech- Produkte besonders beliebt. Allerdings machen die Produktpiraten auch vor höher entwickelter Ware keinen Halt. So wurde in diesem Jahr ein chinesisches Unternehmen „ausgezeichnet“, das eine Straßenbahn nachbaute, die eine Düsseldorfer Designfirma entwickelt hat.

Insgesamt 120 Produkteinheiten – also Original und Plagiat – werden nach den Worten von Museumsleiterin Christel Kluge auf 400 Quadratmetern im neuen Museum ausgestellt. „Rund zehn Prozent der Ausstellungsstücke sind leider nur auf Fotos zu sehen“, sagt Kluge. Dazu zählt auch die Straßenbahn aus China.

DPA

Museum Plagiarius: Kulturbrauerei, Pichhalle, Schönhauser Allee 36; Infos: www.plagiarius.com