Heiße Dämpfe in Adlershof

Die Deyle-Gruppe will in Adlershof ein Thermalbad der Extraklasse errichten. Die heißen Quellen dafür sind vorhanden, die Finanzierung des 60-Millionen-Projektes wackelt aber noch. Zudem plant die Konkurrenz Gleiches nur acht Kilometer entfernt

von BETTINA FICHTNER

Treptow geht baden, und zwar mit allen Raffinessen. In Adlershof, wo auf dem ehemaligen Defa-Gelände in atemberaubendem Tempo ein neuer Stadtteil für Forschungseinrichtungen, Medien- und Technologieunternehmen aus dem Boden gestampft wird, soll bis 2004 ein ehrgeiziges Thermalbadprojekt realisiert werden. „Die hoch qualifizierten Menschen, die hier leben und arbeiten, brauchen ein entsprechendes Freizeitangebot“, meint Jens Krause, Vorstand der Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft. Daher lohne sich das 60-Millionen-Projekt auf jeden Fall.

Zwar plant eine Konkurrenzfirma im nur acht Kilometer entfernten Müggelheim ebenfalls ein Freizeitbad mit Solebereich, das zudem schon ein Jahr früher fertig gestellt sein soll. Doch das beunruhigt Uwe Deyle, Geschäftsführer der Deyle-Gruppe, die das Adlershofer Bad errichten will, nicht. Er ist davon überzeugt, dass „ die außergewöhnliche Qualität des vorhandenen Thermalwassers, die anspruchsvolle Gestaltung der Anlage und die verkehrstechnisch günstige Anbindung“ die zur Rentabilität notwendigen 450.000 Besucher im Jahr anziehen werden – mit oder ohne Konkurrenz und trotz des stolzen Preises von rund 30 Mark für die Tageskarte. Ob die zahlende Kundschaft kommen wird, ist genauso ungewiss wie die Finanzierung des großzügigen Bäderkomplexes.

Zwar sind die Geldquellen, die den Bau von 1.400 Quadratmetern Wasserfläche inklusive Mineral-Thermalbad, Familien-Freizeitbad, Sportbad, Saunalandschaft, Fitnessclub und integrierter Gastronomie speisen sollen, längst fest im Blick. Doch zu welchen Anteilen die Kosten aus Eigenmitteln des Investors, Betriebskostenbeteiligung der Berliner Bäder Betriebe (BBB) und Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GA) der EU bewältigt werden, muss noch ausgehandelt werden. „Das hängt von vielen kleinen Stellschrauben ab, die bisher noch nicht festgezurrt wurden“, sagte Krause, der das Projekt zügig mit den Senatsverwaltungen verhandeln will.

Auch Klaus Lipinsky, Vorstand der BBB, steht hinter dem Projekt. Er hofft durch den Private Public Partnership mit der Stuttgarter Deyle-Gruppe mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Sportbadbereich der mit modernster Technik ausgestatteten Anlage soll attraktiven Ersatz für das marode BBB-Bad an der Rudower Chaussee bieten. Dieses Bad verschlänge jährlich allein 1,5 Millionen Mark an Zuschüssen. Zudem könnten anfallende Sanierungskosten gespart und das Grundstück Gewinn bringend vermarktet werden. Obwohl sich die BBB an den Betriebskosten beteiligen wollen, um Schulklassen, Vereinen und Senioren die Nutzung des Sportbadbereichs zu gewohnt günstigen Konditionen zu gewährleisten, rechnet Lipinsky unter dem Strich mit Einsparungen von rund einer halben Million Mark: „Die moderne Anlage verursacht geringere Kosten und erhöht, weil sie attraktiver ist, zusätzlich die Besuchereinnahmen.“

Leise Bedenken zwischen reichlich Lob äußerte Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht (SPD). Die Kontinuität des Bäderbetriebs müsse im Interesse der Schüler, Vereine, Kitas und Rentner auch bis zur Fertigstellung des neuen Bades unbedingt gewährleistet werden.