„Ich tat es für meine Landsleute“

Zwei der Angeklagten im „La Belle“-Prozess entschuldigen sich bei den Opfern des Attentats, bei dem 1986 drei Menschen getötet und 200 verletzt wurden. Nach vierjährigen Verhandlungen wird das Urteil kommenden Dienstag erwartet

aus Berlin HEIKE KLEFFNER

Mit den Schlussworten der vier Angeklagten ging gestern der vorletzte Verhandlungstag im sogenannten „La Belle“-Prozess zu Ende. Nach fast vierjähriger Verhandlung um den Bombenanschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“, bei dem im April 1986 drei Menschen getötet und mehr als 200 Besucher verletzt wurden, soll dann am kommenden Dienstag das Urteil vor der 39. Kammer des Landgerichts Berlin gesprochen werden.

Ende Oktober hatte die Staatsanwaltschaft für die vier Hauptangeklagten, den staatenlosen Palästinenser Yasser Chraidi, den im Libanon aufgewachsenen Palästinenser mit deutscher Staatsbürgerschaft Ali Chanaa sowie für den ehemaligen Mitarbeiter der lybischen Vertretung in Ostberlin Musbah Abulgasem Eter und Verena Chanaa, die ehemalige deutsche Ehefrau Ali Chanaas, lebenslange Freiheitsstrafen wegen Mordes gefordert. Staatsanwalt Detlev Mehlis und Vertreter der über 100 Nebenkläger hatten zudem Libyen „Staatsterrorismus“ vorgeworfen.

Für die wegen Beihilfe angeklagte Schwester von Verena Chanaa hatten sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung auf Freispruch plädiert. Während Andrea Häusler, Yasser Chraidi und Verena Chanaa auf letzte Worte verzichteten, nutzten Musbah Eter und Ali Chanaa die Gelegenheit zu einer Entschuldigung bei den Opfern. „Ich bedauere den Anschlag“, erklärte der 44-jährige Musbah Eter und fügte hinzu, er habe das Attentat „nicht gewollt“.

Der ehemalige Mitarbeiter des „Libyschen Volksbüros“ in Ostberlin soll nach Ansicht der Staatsanwaltschaft für den Kontakt der Attentäter mit dem libyschen Geheimdienst veranwortlich gewesen sein und die Bauanleitung für den in einer Tasche verborgenen Sprengsatz überbracht haben. Die drei Kilogramm Plastiksprengstoff waren in der Nähe der Tanzfläche der vor allem bei US-amerikanischen GIs beliebten Diskothek explodiert. Viele Opfer erlitten schwere Verbrennungen, einige verloren ihre Beine.

Eters Verteidiger hatten gefordert, ihren Mandanten allenfalls wegen Beihilfe zu verurteilen. Der Libyer fügte seiner auf Deutsch vorgetragenen Entschuldigung den Satz hinzu: „Was ich getan habe, habe ich für meine Landsleute getan“.

Der 42-jährige Ali Chanaa zeigte sich erleichtert über das nahe Ende des Verfahrens, das ihn psychisch „sehr belastet“ habe. Auch Chanaa entschuldigte sich bei den Opfern und den Hinterbliebenen. Er hoffe, dass sie für ihr Leid „eine baldige Entschädigung“ erhalten würden.