Sicherheitskontrolle
: Auf Schläfer achten

■ Erfassungsstelle in der Innenstadt

„Bitte geben Sie Ihre demokratischen Rechte hier an der Dienststelle ab. Sie erhalten dann Ihren neuen Sicherheitsausweis“, schallt es durch die Bremer Fußgängerzone. 15 Jugendliche im Anzug, mit Krawatte, Hut und dunkler Sonnenbrille bitten Passanten zum Biometrie-Check: „Darf ich Sie vermessen?“

Bei 47 Zentimetern Schulterbreite zückt die „Sicherheitsbeamtin“ mit dem aufgemalten Schnauzbart ihr Plastik-Funkgerät: „Eine Verdächtige.“ Die Passantin darf trotz ihres „ich gestehe alles“ unbehelligt weitergehen. „Wir haben ja hier überall die Kameras.“

Mit ihrer „Aktion gegen den Otto-Katalog“ wollen die AktivistInnen von „Widerstand International“, einer Jugendgruppe der „Sozialistischen Alternative“ darauf aufmerksam machen, dass Innenminis-ter Schilys (SPD) „Sicherheitspakete“ zwar erhebliche Eingriffe in die Rechte des Einzelnen bedeuteten, ihr Beitrag zur Terrorismusbekämpfung jedoch gleich null sei. Die neuen Gesetze, so „Sicherheitsbeamter“ Simon Aulepp, dienten vor allem dazu, gegen soziale Protestbewegungen und Menschen ausländischer Herkunft vorzugehen. Die AktivistInnen sprechen sich daher auf ihren Flugblättern nicht nur gegen „Lauschangriff, Video- und Datenerfassung“ aus, sondern fordern auch ein „Bleiberecht für alle“. Ein Passant kontert: „Ich finde, dass Europa überbevölkert ist.“

Das Interesse des Publikums an der „mobilen Dienststelle zur Erfassung“, die mit Zollstock, Videokamera und Kontrollstempel ausgerüstet ist, bleibt gering. Kaum einer meldet „verdächtige Menschen, zum Beispiel mit Bart“, auch wenn die Durchsage dafür „ein terrorfreies Leben“ verspricht. Dennoch: „Bitte achten Sie auf die Schläfer neben sich.“

as