Raubbau am Boden

■ Wettbewerb um Investoren auf „Grüner Wiese“ gibt Natur unwiederbringlich verloren

Osnabrück – Der Wettbewerb von Städten um Bau-Investoren auf der „Grünen Wiese“ führt nach Ansicht des Osnabrücker Umweltexperten Detlef Gerdts zum dramatischen Raubbau am Boden. „Dieses unsägliche Rangeln um Bauland und neue Gewerbegebiete am Stadtrand trägt mit dazu bei, dass bundesweit täglich 130 Hektar Land – rund 185 Fußballfelder – verbaut werden“, sagte der Fachbereichsleiter Grün und Umwelt der Stadt Osnabrück in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Für die Natur sei der Boden unwiederbringlich verloren.

Osnabrück war in diesem Jahr als erste deutsche Stadt Mitglied im „Boden-Bündnis europäischer Städte und Gemeinden“ geworden, das sich für einen nachhaltigen Umgang mit Böden einsetzt. Am 12. und 13. November richtet die Stadt die 1. Internationale Jahrestagung des Bündnisses aus, zu der 120 Teilnehmer aus Politik und Umweltschutzorganisationen erwartet werden.

Viele Städte und Gemeinden müssen nach den Worten des Experten dringend zu einem „verdichteten Bauen“ übergehen: „Das fängt bei Reihenhäusern statt einzeln stehender Häuser an und hört bei mehrstöckigen Gewerbehallen statt der oft vorkommenden Flachbauten auf.“ Als ebenfalls umweltpolitisch bedenklich bezeichnete Gerdts den Umgang mit so genannten Altlastenböden, die häufig nicht als Bauland zurückgewonnen würden. „Die bleiben über Jahre ungenutzt liegen, stattdessen wird jungfräulicher Böden zerstört.“

Das im Oktober 2000 im italienischen Bozen gegründete Boden- Bündnis hat laut Gerdts erst sieben Mitglieder, überwiegend deutsche Städte. Rund 50 Kommunen aus 12 Ländern hätten aber Interesse an dem Bündnis bekundet. dpa