Merkel weggelobt

Die CDU-Chefin wird auf dem Landesparteitag in Baden-Württemberg unterstützt – aber als Parteivorsitzende, nicht als Kanzlerkandidatin

BERLIN dpa/taz ■ Der Aufstand fiel aus – aber auf eine besonders durchtriebene Art und Weise. Zwar erntete CDU-Chefin Angela Merkel auf dem Parteitag der baden-württembergischen CDU am Samstag in Rust ordentlichen Applaus, doch den ordnete Sitzungsleiter Willi Stächele sogleich ein: „Sie sehen, wir stehen hinter ihnen – als Bundesvorsitzende.“

Damit scheint die neue Linie der Merkel-Gegner innerhalb der Union markiert: Man greift die Vorsitzende nicht mehr frontal an, sondern vermittelt, dass eine starke Vorsitzende durchaus keinen Gesichtsverlust erleidet, wenn sie ihrerseits einen starken Kanzlerkandidaten vorschlägt. Wegloben statt direktem Mobbing, ist die Devise. Also weg mit der Aufforderung an den Bundesparteitag, Edmund Stoiber zur Kandidatur zu bewegen, stattdessen hieß es nur noch, der Vorstand solle auf dem Parteitag ein Nominierungsverfahren festlegen. Damit ist die Kritik an Merkels Zeitplan nicht vom Tisch: Noch am Vorabend hatte Landeschef Erwin Teufel sie in dem skeptischen Satz münden lassen: „Wir können nur hoffen, dass es gut geht.“ Merkel dagegen forderte ihn auf, mit dafür zu sorgen, „dass es für unsere gemeinsame Sache gut wird, mit diesem Zeitplan.“

In ihrer einstündigen Rede, die von Delegierten als „brilliant“ und „kämpferisch“ gelobt wurde, ließ Merkel kein gutes Haar an der Regierungspolitik. Ihren Kritikern kommt entgegen, dass sie erkennen ließ, sie strebe die Kandidatur nicht um jeden Preis an: Über den Schröder-Herausforderer müsse anhand der Wahlchancen entschieden werden. „In einer solchen Frage müssen persönliche Interessen selbstverständlich zurücktreten“, erklärte sie – die Umfragen aber sprechen gegen eine Kandidatin Merkel: Unter den Unions-Anhängern würden sich nach Infratest 56 Prozent für Stoiber entscheiden. Nur 12 Prozent bevorzugten Merkel, 24 Prozent Wolfgang Schäuble.

Allerdings hülfe auch das nicht viel im Duell mit der SPD: Im direkten Vergleich mit Bundeskanzler Schröder käme Stoiber auf 28 Prozent, Schäuble auf 22 Prozent, Merkel auf schlichte 16. Kein Wunder, dass SPD-Generalsekretär Franz Münterfering den Streit offenkundig genießt: „Ich kann gut damit leben“, erklärte er am Sonntag. „Je später die sich entscheiden, umso besser.“ OES