dieser verdammte krieg (xxx)
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WIGLAF DROSTE führt heute das Kriegstagebuch der taz

Deutscher Friede in Afghanistan

Gerhard Schröder und Joseph Fischer sollen den nächsten Friedensnobelpreis bekommen. Kofi Annan hat ihn, Henry Kissinger bekam ihn auch, Pol Pot seltsamerweise nicht, obwohl der doch für sehr viel Ruhe und Frieden sorgte in Kambodscha. Schröder und Fischer sind die geeigneten Preisempfänger: Sie sind entschlossen, die Deutschen durch die Beteiligung am Afghanistankrieg aus der historischen Schuld in die zivilisiert mordende Staatenwelt hineinzuführen. Sie wollen Geschichte machen; vor allem Joseph Fischer ist vom Wunsch zerfressen, es vom Bücherdieb zum Staatsmann internationalen Verbrecherformats gebracht zu haben. Dass für die Befriedigung persönlicher Eitelkeit massenhaft Menschen sterben müssen, wird billigend in Kauf genommen, notfalls behilft man sich mit der US-amerikanischen Methode des body count, des Zählens der Kriegstoten: Eine US-amerikanische Leiche zählt 100 Mal so viel wie die eines Afghanen, eines Afrikaners und was die USA sonst noch unter Kroppzeug subsumieren. Die Floskel „nach dem 11. September“ hat die Formulierung „nach Auschwitz“ abgelöst; dieser amerikanische Größenwahn kommt größenwahnsinnigen Deutschen wie Joseph Fischer zupass. So bedauerlich der Tod von 7.000 Menschen in New York ist, gemessen an dem, was sonst noch geschieht auf der Welt, handelt es sich vergleichsweise um eine Lappalie. Die aber Schröder nutzt, um sich als Staatsmann aufzudrängen, wie Silvio Berlusconi, von dem er sich nur in einem Punkt noch unterscheidet: Im italienischen Anzug sieht Berlusconi nicht ganz so nachgemacht aus wie Schröder.

MORGEN: Carola Rönneburg