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Sie werden sich über das Steueränderungsgesetz 2001 freuen: ausländische Künstler. Nachdem 1996 unter der Kohl-Regierung der pauschale Steuersatz für Künstler ohne deutschen Wohnsitz von 15 Prozent auf 25 Prozent gesetzt wurde, soll sich die Summe ab 2003 bei 20 Prozent einpendeln. Allerdings wird schon von nächstem Jahr an eine Freigrenze pro Auftritt und Künstler von 250 Euro geschaffen, danach folgt eine gestaffelte Besteuerung, erst über 1.000 Euro wird der derzeit volle Satz von 25 Prozent angewendet. Auf Michael Jackson wird man also noch gut zwei Jahre warten müssen, wenn er dann überhaupt noch auf Tour geht.

Apropos Pop: Die Gewinner des 9. Open Mike Literaturwettbewerbs Berlin sind am Sonntag unter 24 Autoren ermittelt worden. Insgesamt standen Preisgelder in Höhe von 9.000 Mark zur Verfügung. Für den diesjährigen Wettbewerb gab es an die 800 Einsendungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch aus Estland, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Spanien. Gesiegt haben der Redakteur der Zeitschrift für Lyrik, Essay und Kritik Das Gedicht, der 29-jährige Nico Bleutge aus Tübingen mit seiner Lyrik „Peilung“, die 28-jährige Erika Anna Markmiller aus München mit ihrem Text „Miniatur in F-Moll“ und der 1975 in Bielefeld geborene Tilman Rammstedt aus Berlin mit „Ausflug mit L.“. Auch die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin von 1999, Terezia Mora, war vor drei Jahren erfolgreiche Open-Mike-Teilnehmerin.

Apropos Dichtung: Ein bisher unbekanntes Manuskript von Thomas Bernhard ist in Österreich aufgetaucht. Die Handschrift aus dem Jahr 1957 ist laut dem Wiener Standard eine Bearbeitung von Thomas Wolfes Drama „Herrenhaus“. Der damals 26-jährige Schriftsteller hatte sich leere Seiten in eine Rowohlt-Ausgabe des Stückes binden lassen und darauf eine 68-seitige Neufassung mit umfangreichen Anmerkungen und Skizzen geschrieben.

Bernhard selbst hat des Öfteren auf dieses Manuskript hingewiesen, das jedoch weder zu Lebzeiten noch im Nachlass aufgetaucht war. Noch 1996 hatten Forscher vermutet, es handle sich um eine Erfindung des Autors. Zwei Antiquare aus Wien und Graz haben den Band nach eigenen Angaben vor einem halben Jahr aus dem Besitz eines Salzburger Buchhändlers erworben und sind nach eingehender Prüfung durch Gutachter an die Öffentlichkeit gegangen. Der Wert des Manuskripts soll bei 420.000 Euro liegen. „Es gibt bessere Stücke, aber wenige, die ich leidenschaftlicher gelesen und gewürdigt hätte“, zitiert der Standard aus Bernhards Notizen zum Wolfe-Original.

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