unterm strich
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Eine merkwürdige Geschichte. Erst war die mexikanische Popsängerin Gloria Trevi gemeinsam mit ihrem Manager Sergio Andrade nach Brasilien geflüchtet, weil die beiden von Interpol wegen angeblicher Verführung Minderjähriger gesucht wurden. Dann wurde Trevi im Januar 2000 gefasst und verbrachte die Zeit bis jetzt in einem brasilianischen Gefängnis. Kurz vor der Übergabe an Mexiko, wo ihr ein Prozess wegen sexueller Nötigung droht, hat sich die Sängerin aber offenbar künstlich befruchten lassen, um so der Abschiebung nach Chihuahua zu entgehen. Trevi behauptet, sie sei während eines Gefängnisaufstands vor sechs Monaten vergewaltigt worden, verweigert allerdings jeden DNA-Test zur Feststellung der Vaterschaft. Nach dem Gesetz kann sie als Mutter eines Kindes mit brasilianischer Nationalität nicht an Mexiko ausgeliefert werden. Einen ähnlichen Fall gab es vor 30 Jahren, als der Zugräuber Ronnie Biggs sich durch die Gründung einer Familie der Strafverfolgung durch die britischen Behörden entziehen konnte. Trevi galt in den 90er-Jahren wegen ihrer provozierenden Bühnenshows und der freizügigen Attitüde übrigens als mexikanische Madonna – da erinnert man sich in einem ganz anderen Zusammenhang an die Zeilen „I’m keeping my baby“.

Promis gegen den Krieg? Ja, schon, zumindest wenn’s denn auch im Stern steht. In der neuen Ausgabe des Hamburger Magazins sprechen sich mehr als 40 Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Politiker, Gewerkschafter und Theologen für das Ende der amerikanischen Angriffe in Afghanistan und gegen den Einsatz deutscher Soldaten aus. Der Schriftsteller Martin Walser sieht die „eigentliche Pflicht“ Europas darin, dem „Freund zu sagen, dass man historische Versäumnisse und Fehlentwicklungen nicht durch Krieg korrigieren kann, sondern ganz allein durch Frieden“. Alles andere sei – Vorsicht! In Deckung! Jetzt kommt ein Walser-Bonmot! – „Feigheit vor dem Freund“. Der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker nennt es einen „Fehler von Präsident Bush, auf das schreckliche Unheil in New York mit einer Kriegserklärung zu reagieren“. Die Schauspielerin Heike Makatsch bezweifelt, dass mit Bombenangriffen der Terrorismus „bekämpft, beseitigt oder verstanden“ werde. Humanitäre Ziele würden damit nicht verfolgt.

Und für den Dramatiker Franz Xaver Kroetz ist es überhaupt ein „Verbrechen, den korrupten Banditenhaufen, der sich Nordallianz nennt, an die Macht zu bomben“. Er befürchtet, dass die Bundesrepublik mit einer militärischen Beteiligung „auf dem Weg zurück ins Kriegsverbrecher-Geschäft“ ist.