noch 46 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld

Wer wird Mister Euro?

Sie sind ein flottes Pärchen: Der smart auftretende belgische Finanzminister Didier Reynders und sein Mister Euro: Eine von belgischen Werbestrategen entwickelte sprechende Münze. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass der eitle Didier sich selbst am liebsten als Mister Euro sähe – schließlich hatte er das ganze Jahr Zeit, sich mit der Rolle anzufreunden. Denn während der Vorsitz im normalen EU-Konferenzgeschäft alle sechs Monate wechselt, gibt es für die Euro-Zwölf-Gruppe eine Besonderheit: Wenn ein Nicht-Euro-Land die EU-Präsidentschaft übernimmt, wandert der Vorsitz in der Euro-Zwölf-Gruppe sofort an die nächste Präsidentschaft weiter. So wuchs dem kleinen Belgien im Jahr vor der Einführung des neuen Bargelds eine wichtige Rolle zu: Reynders hat recht, wenn er daran erinnert, dass es jemanden geben muss, der die Einheitswährung nach außen vertritt. Hier gilt dasselbe wie bei der gemeinsamen Außenpolitik: Es kann nicht angehen, dass Europa einerseits geld- und marktpolitisch immer enger zusammen wächst und andererseits jeder Finanzminister sein eigenes Süppchen kocht.

Wim Duisenberg, der Chef der EZB hätte den richtigen Job, um die Finanzminister zur Ordnung zu rufen. Der Streit darüber, ob er seine achtjährige Amtszeit beenden kann, hat seine Stellung aber geschwächt. Paris stimmte der Kandidatur Duisenbergs nur unter der Bedingung zu, dass der Niederländer zur Halbzeit den Platz für einen französischen Bewerber räume. Als Reynders Duisenberg drängte, endlich zu sagen, ob und wann er zurücktreten wolle, reagierten die übrigen Finanzminister verärgert: Eine derartige öffentliche Debatte beschädige den Mann und schade dem Amt. Am meisten schadet sie jedoch der Währung. Die Börsen reagieren empfindlich auf jedes Zeichen von Zweifel oder Unsicherheit. Zum ersten Januar nächsten Jahres geht Reynders große Zeit zu Ende. Spanien übernimmt dann den EU-Vorsitz. Ein Jahr lang wird der für Währungsfragen zuständige EU-Kommissar Pedro Solbes in seiner Muttersprache mit dem Chef der Euro-Zwölf-Gruppe konferieren.

Denn Dänemark, das im zweiten Halbjahr mit dem Vorsitz im Rat an der Reihe ist, gehört nicht zur Euro-Zwölf-Gruppe. Ab 2003 stellt sich dann die Frage wieder neu, wie die EU mehr Kontinuität in ihrer Finanzpolitik erreichen kann.DANIELA WEINGÄRTNER