Achtung, Sendung!

■ Seit fünf Jahren brennt im Offenen Kanal Oldenburg das Rotlicht: Jetzt endet der Modellversuch

Die ersten Radiowellen drangen im November 1996 aus dem Studio in der Oldenburger Bahnhofstraße, seitdem wurden insgesamt 7.869 Hörfunkstunden versendet und außerdem 2.002,40 Fernsehstunden. Seit fünf Jahren sendet der Offene Kanal in Oldenburg, der Modellversuch endet, ein Neulizenzierungsverfahren bei der Landesmedienanstalt läuft. Zeit für Bilanzen und Ausblicke.

Schwerpunktthemen der 2.247 meist männlichen NutzerInnen: Kultur und Musik. Gerade im Radio geben Musiksendungen den Ton an, die sich vor allem an den Spezialgeschmack der knapp Zwanzigjährigen wenden, das stellten die Hannoveraner Begleitforscher um Wolfgang Lenk fest. Seit einem Jahr aber gibt es auch schon eine regelmäßige Nachrichtensendung im Radio, einige feste Magazine, die von Einzelpersonen gestaltet werden. „Noch fehlt der politische Bereich etwas, oder der soziale und Ratgeberbereich“, beklagt Dörthe Bürmann, die das Haus mit leitet. Dafür suche man noch kompetente Partner unter den Oldenburger Institutionen, Vereinen und Verbänden. Im Fernsehen gibt es immerhin schon freitags um 18.30 vierzehntägig ein Lokalfenster nach dem Vorbild von „Buten und Binnen“. Demnächst soll es wöchentlich laufen.

Denn mit der Neulizenzierung kommt dem offenen Kanal ein fester Platz in der norddeutschen Medienlandschaft zu. Neben der „zugangsoffenen Programmgestaltung“ will das Landesmediengesetz eine „lokale Berichterstattung als publizistische Ergänzung vor Ort“, also so etwas wie eine Miniredaktion die zukünftig einen Sendebetrieb mit fester Magazinschiene sicherstellt. Die Bedingungen sind ideal: Der Energieversorger EWE stellt das Glasfasernetz kostenlos für Live-Übertragungen zur Verfügung, etwa von Großveranstaltungen, wie 1998 vom Dalai Lama-Besuch in der Weser-Ems-Halle. „Schon jetzt gibt es dadurch enge Kontakte zu Kultureinrichtungen, die zukünftig ein Interesse haben könnten, ihre Öffentlichkeitsarbeit auch über uns realisiert zu sehen“, meint Dörthe Bürman.

Auch auf anderer Ebene wäre man zukünftig stark auf andere Institutionen angewiesen: bei den Finanzen. Denn für die gewünschte redaktionelle Bestückung des Offenen Kanals gibt es von der Landesmedienanstalt keinen Pfennig dazu. Im Gegenteil: Bislang musste zu einem Etat von 800.000 DM ein Eigenanteil von 10% nachgewiesen werden, der O.K. brachte sogar 20%. Für den zukünftigen Regelbetrieb gibt es eine Sockelfinanzierung von 640.000 DM, von denen 10% selbst finanziert werden müssen. Die restlichen 160.000 zum Gesamtbudget von 800.000 müssen vollständig gegenfinanziert werden, die Stadt hält sich da ganz raus. Schon jetzt wird eine Stelle im O.K. über die Volkshochschule mitgetragen. „Dieses Modell müssten wir dann auch bei anderen Stellen ansetzen“, so sieht Paul Michaelsen vom Leitungsteam die Perspektive. Vernetzungen gibt es bereits über den Arbeitskreis „Förderung der Medienbildung in der Region“, bei dem auch IHK und Arbeitsamt mit am Tisch sitzen. Da auch die „Förderung der Medienkompetenz“ mit zu den ausgeschriebenen Aufgaben des neuen lokalen Senders gehört, hoffen Dörte Bürmann und Paul Michaelsen, den Offenen Kanal als Multimedia Ausbildungsstandort etablieren und dadurch zusätzlich die notwendigen Stellen erhalten zu können. Herausforderungen für ein dann noch mal auf sieben Jahre befristetes Projekt!

Heute Abend aber soll erst mal das Geschaffte gefeiert werden, bis Hören und Sehen vergehen. Auf einer großen Gala, die natürlich im www übertragen wird, soll eine dreiköpfige Jury aus 130 Radio- und Fernsehbeiträgen die Best-Of küren und mit dem „Goldenen Olix“ prämieren.

Mareijke Gerwin