. . . und sonst?
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. . . war es ein perfekter Tag für Gerhard Schröder. Nach dem Ja-Wort der Abgeordneten kam er euphorisch aus dem Reichstag, und tänzelte gleich weiter ins Hotel Inter-Continental zum 50. Bundespresseball. Für die 2.500 Gäste schmurgelten die Köche 5.000 Austern, 1.000 Hummer und – es war eben ein Kanzlertag – 2.000 Currywürste. Gute Nachrichten auch für Berlin: Der US-Medienkonzern Liberty Media will hier ein Verbindungsbüro und mehrere Vertretungen ansiedeln. Macht zusammen 3.000 neue Arbeitsplätze. Da wollte auch die 100-Kilo-Bombe in Hohenschönhausen nicht die Spielverderberin sein. Dem Sprengkörper russischer Bauart gefiel es, sich problemlos entschärfen zu lassen. Auch die Stimme von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker stimmte ein in den allgemeinen Jubel. Er lobte Eberhard Diepgen, der ehemals die Stadt regierte, anlässlich dessen 60. Geburtstages. In der „Ära Diepgen“ habe dieser Maßgebliches für das Zusammenwachsen Berlins geleistet. Und: Der per Haftbefehl gesuchte Taxiräuber Igor K., der am 19. Oktober eine siebzigjährige Taxifahrerin beraubt haben soll, stellte sich selbst. Außerdem: Weniger Berliner sterben. Oder sie tun es nicht mehr hier. Im letzten Jahr gab es nur noch 33.351 Beerdigungen in der Stadt, 2.000 weniger als im Jahr zuvor. Ein perfekter Tag? Wenn da nicht die Arbeitsämter wären: Während einer Großrazzia registrierten Kontrolleure in 71 Restaurants 81 Gesetzesverstöße. Also doch. Schwarzarbeit und Sozialbetrug überall. Als hätte man es geahnt.