die berliner forsten sind nun ökowald
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Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lässt die Berliner Forsten künftig nach den derzeit weltweit strengsten Richtlinien ökologisch bewirtschaften. Damit werden 28.000 Hektar Waldfläche in Zukunft nachhaltig und naturnah genutzt. Berlin setze hiermit ein eindeutiges Signal für eine verantwortungsbewusste Waldpolitik, kommentierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Entscheidung der Senatsverwaltung.

Seit 1997 setzt sich der BUND in Berlin für eine Zertifizierung ein, um die nachhaltige und naturnahe Nutzung der Berliner Forsten zu fördern und so zum Erhalt der Biodiversität beizutragen.

„Obwohl auf der Basis der Berliner Waldbaurichtlinien bereits seit vielen Jahren, je nach Forstamt allerdings unterschiedlich, eine naturnahe Bewirtschaftung durchgeführt wurde, hoffen wir jetzt, dass es nun verstärkt gelingen wird, eine konsequent naturnahe Waldnutzung auf der gesamten Waldfläche, insbesondere auf den ausgedehnten Kiefern-Reinbeständen im Ostteil der Stadt zu erreichen. Dies gilt natürlich auch für die Berliner Wälder in Brandenburg und die Waldflächen der Berliner Stadtgüter. Schließlich soll damit auch ein Beispiel für die Bewirtschaftung der Brandenburger Wälder gegeben werden“, so Angela von Lührte, Waldexpertin des BUND.

Der BUND erwartet mit der Naturland-Zertifizierung eine deutliche Stärkung des Naturschutzes im Wald: den Erhalt von Bäumen mit Spechthöhlen, die Erhöhung des Totholzanteils (als Lebensraum für höhlenbrütende Vogelarten, Fledermäuse und seltene Käferarten), den Schutz des Waldbodens vor Verdichtung und den Erhalt besonderer waldbegleitender Biotope.

Von besonderer Bedeutung für den Naturschutz ist die Ausweisung von so genannten Referenzflächen auf zehn Prozent der Berliner Waldfläche. Hier wird der Wald seiner natürlichen Dynamik überlassen und soll sowohl dem Förster als auch dem interessierten Waldbesucher Anschauungsmaterial über die Naturprozesse ohne menschlichen Eingriff liefern. Aufgrund ihrer Nähe zur Großstadt haben die Berliner Wälder eine besondere Bedeutung für den Naturschutz und die Erholungsnutzung. Deshalb müsse die Förderung einer naturnahen Waldbewirtschaftung, aber auch der Erhalt aller Waldflächen erste Priorität für die Politik haben, so der BUND, der den absoluten Schutz der von Berliner Forsten verwalteten Waldflächen in Berlin und im Berliner Umland vor Bebauung und weiterer Zerschneidung im Sinne des Dauerwaldvertrages fordert. Als Grundlage dafür und die dazu notwendige Forsteinrichtung müsse eine Waldbiotopkartierung erfolgen, durch die wertvolle Biotope und seltene und gefährdete Arten erfasst werden.

Zur Umsetzung der zukünftigen zertifizierten, das heißt durch unabhängige Gutachter kontrollierten, naturnahen Waldbewirtschaftung ist eine stärkere Schulung der Mitarbeiter der Berliner Forsten, vor allem in aktuellen Fragen der Waldbewirtschaftung, der Walddynamik und der Naturschutzstrategien notwendig.

Die Ausweisung von etwa zehn Prozent unbewirtschafteten Referenzflächen in den Berliner Wäldern bietet die Möglichkeit der Beobachtung der natürlichen Entwicklung sowohl für die Förster selbst als auch für den Waldbesucher. So sollte zum einen die Chance genutzt werden, durch eine interdisziplinäre Begleitforschung diese Entwicklungen zu dokumentieren und im Hinblick auf forstliche Bewirtschaftungsstrategien zu beleuchten.

Zum anderen sollten die Referenzflächen für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, zum Beispiel in Form von am Rande verlaufenden „Wildnispfaden“. Die Berliner Waldschulen sollten, so der BUND, weiter gefördert und im Sinne einer Erlebnispädagogik auch für Erwachsene ausgebaut werden.