Coole Socke in der Halfpipe

Xaver Hoffmann lebt davon, Kunststücke mit dem Snowboard vorzuführen. Im Februar will er das auch bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City tun – und dadurch seinen Marktwert steigern

von KATHRIN ZEILMANN

So ganz frei in der Entscheidung, die Sonnenbrille als Accessoire mitzuführen, war Xaver Hoffmann dann doch nicht. Hoffmann ist Snowboarder, einer sogar, der mit dem breiten Brett sein Geld verdient. Und da es sich von den Preisgeldern, die der gebürtige Murnauer in der Halfpipe bisher eingefahren hat, nicht wirklich leben lässt, braucht es nun mal Sponsoren: Das Logo eines Geldgebers prangt auf der weißen Wollmütze, die er eigentlich immer trägt. Und dann gibt es da eben noch die Sonnenbrille – in grellem Orange. „Der Sponsor sagt, dass diese Brille richtig auffällt, also habe ich sie dabei.“ Er sagt das locker, immerhin muss er damit leben: sich irgendwie zu vermarkten, ohne einer breiten Öffentlichkeit wirklich bekannt zu sein.

Wenn Xaver Hoffmann im Februar in Salt Lake City, genauer gesagt in Park City, in der dortigen Halfpipe seine Tricks zeigen darf, wird sich das zumindest ein Stück weit ändern. Dass er überhaupt bei Olympia starten darf, hat er einer gewissen Nachgiebigkeit und einem gewissen Sinn des Deutschen Skiverbandes (DSV) für sportliche Fairness zu verdanken, denn eigentlich steht Hoffmann für die ISF (International Snowboard Federation) auf dem Board, der Konkurrenz zum Internationalen Skiverband FIS, dem der DSV eingegliedert ist. Damit aber nicht nur FIS-Fahrer die Chance auf eine Olympiateilnahme haben, dürfen auch ISF-Boarder bei FIS-Rennen starten, um sich für Salt Lake City qualifizieren zu können.

„Eine schöne Sache“, findet Hoffmann und grinst. Und die Querelen zwischen FIS und ISF, die in der Vergangenheit immer wieder Schlagzeilen gemacht haben? Nein, winkt Hoffmann ab, im Fahrerlager sei davon nichts zu spüren. „Wir Fahrer denken da wohl einen Schritt einfacher“, glaubt er. Wenn es nach ihm ginge, könnte man sich die Wettbewerbe ohnehin aussuchen. „Ich fahre da, wo es die beste Pipe und die coolsten Leute gibt“, sagt er, und fügt an: „Naja, das Preisgeld spielt schon auch eine gewisse Rolle.“

In nächster Zukunft spielt nun aber erst einmal Edelmetall bei Olympia eine Rolle. Vierter war Hoffmann im ISF-Gesamtweltcup und bei der WM – und auch bei Olympia in Nagano schon dabei. Dort war es zwar „lustig und supercool“, aber es reichte nur zu Platz 17. Das soll diesmal besser werden. Hoffmann hat sich also entschlossen, den Sport zu seinem Beruf zu machen. „Da staunen manche Leute schon, wenn sie sehen, dass ich zwar Snowboarder, aber kein frecher Junge mit grünen Haaren bin“, sagt er. Dennoch glaubt er, dass Snowboarden es langsam schafft, sich als Leistungssportart zu etablieren: „Nagano war ein Push. Jetzt kommt Salt Lake, mal sehen, wie das wird.“

Dass er und seine Kollegen dafür bestimmte Regeln akzeptieren müssen, „das ist halt so“. Und überhaupt: In der richtigen Szene seien es eh nicht die Stars, die Goldmedaillen sammeln, sondern, so Hoffmann: „Die wahren Heroes werden immer noch über Videos und Magazine gemacht. Da geht es darum, was der Mensch macht. Image fängt an bei den Socken, die man trägt, und geht bis zu den Tricks auf der Pipe. Wenn alles stimmt, bist du der Hero.“

Welche Socken Hoffmann gerade trägt, lässt sich nicht erkennen, seine Tricks aber gibt es an diesem Wochenende in Tignes beim Weltcup zu bewundern. Die Reise dorthin ist übrigens schon gesichert und finanziert. Fahrten ins Trainingslager hingegen, erzählt Hoffmann, seien da schon schwieriger: „Nach dem letzten Winter wollte ich noch mal nach Spanien zum Trainieren. Da hab ich mich halt ans Telefon gehängt, um das Geld irgendwie zusammenzukriegen. Ein Sponsor hat dann gesagt, er zahlt mir den Flug, ein anderer den Mietwagen.“ Die Sonnenbrille hat er natürlich auch dabei gehabt.