leben in funnyland: YVES EIGENRAUCH über grauzonen

alles hat ein ende ...

ich lasse den kracher mal gleich zu beginn raus: etwas richtig spannendes zu berichten gibt es nicht. ich könnte auch sagen, dass ich mich gehörig langweilte, wäre da nicht die aktualität der ereignisse. schon gesehen, schon gelesen, schon gehört. das erlösende tor zum verdienten sieg wollte (4) nicht fallen, die entscheidung bezüglich der elfmeterreifen situation in der zweiten halbzeit war fragwürdig. den abpraller spitzelte der verteidiger dem angreifer mit letztem einsatz vom fuß. sehr schick, was der verein seinen kunden so alles zu bieten hat. vom eleganten strickpullover mit vereinsemblem über das stadionmodell (HH) aus plexiglas bis zur glücklich machenden angelrute (4), in den entsprechenden farben geschmückt. damit können die lieben zum fest erfreut werden. nur das, was sich der zahlende freund wirklich wünscht, hat der sportverein derzeit (freundlicherweise nett formuliert) nicht auf lager: guten, frischen, kreativen, offensiven fußball.

alles hat ein ende, nur die wurst hat zwei. schalalala la la. was mussten sie sich ansehen? dass der stürmer nicht mehr der stürmer der vergangenen saison ist, die verteidigungsreihe in angststarre verfiel. denen fehlt ein spieler mit herz. oder zwei oder drei oder vier oder ... die schweben derzeit auf wolke sieben. eine wahnsinnswoche (LEV). er ist überglücklich (2), der stürmer. allein das fahrlässige umgehen mit den torchancen verhinderte einen höheren sieg. das ist ja lächerlich (M). ein spieler, nach rekonvaleszenz-phase wieder dabei, soll für die niederlage verantwortlich sein? frechheit. dieses spiel machen wir nicht mit. dem traurigen vereinsrekord zum trotz steht dem trainer keine kündigung ins haus (K). sie blieben dem spitzenduo auf den fersen. einen rückfall in alte (1) zeiten mussten wir miterleben.

diese fakten sprechen gegen ihn. schreiende hatten schon am samstag gewarnt: vorsicht verein (3)! mustermann spielt wieder. trotzdem sagt der trainer: er wird auch dienstag spielen. gellendes pfeifkonzert! bundesliga grauzone; flanke, grätsche, pfosten und zurück. wir können unseren liebsten jetzt berichten: duhu, schatz, es hat sich gaar nichts geändert. Dieses oder ähnliches hören wir wöchentlich. die grauzone. interessantes liegt in ihr, doch sie werden sicherlich verständnis haben, dass ich aus ihr heraus nicht zu berichten in der lage bin. manche geschichten, die auch wirklich als geschichten erscheinen (1,2,3,4,X), haben sich abgespielt. das meiste erfährt man dadurch, dass es einem erzählt wird.

wir sind an dem entscheidenden punkt angelangt. alles ist wie überall. ob in der kanzlei, im großraumbüro der versicherungsgesellschaft oder dem mittelständischen handwerksbetrieb. menschen hier sind den menschen dort ähnlich. überall befinden sich die gleichen grauzonen. ob auf betriebsfeiern oder ausflügen, in den tuscheleien der beiden köpfe, die gerade zusammenhängen, in der weise, wie der mensch oder die menschin menscht. sowohl als auch. die grauzone in mir sagt mir, dass mich kaum jemand versteht. gleichsam ist meine grauzone nicht diejenige, von der ich zuvor sprach; und das ist gut so, oder besser (GE). (JG)

Fotohinweis:yves eigenrauch, 30, ist angestellter von schalke 04 und vermisst frischen fußball