Wenig Grund zum Jammern

KfW: Der ostdeutschen Wirtschaft geht es besser als allgemein angenommen

BERLIN taz ■ Der ostdeutschen Wirtschaft geht es besser als allgemein angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestern in Berlin vorstellte. Deshalb gebe es auch im Osten keinen Grund für larmoyante Stimmungen, sagte KfW-Vorstandssprecher Hans W. Reich. Die Studie vergleicht die Wirtschaftsentwicklung ostdeutscher Regionen.

„Ein positiver Trend zu einer selbsttragenden Entwicklung in den neuen Ländern ist deutlich erkennbar“, sagte Reich. Wenn man die kriselnde Bauwirtschaft ausklammere, wachse die Ostwirtschaft sogar schneller als die westdeutsche. Zudem schließe sich die Produktivitätslücke zwischen Ost und West doppelt so schnell wie erwartet. Lag die Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland noch 1991 bei gerade mal 42 Prozent des Westniveaus, so war sie im Jahr 2000 schon auf 69 Prozent gewachsen.

Dass diese Entwicklung auf den Niedergang ganzer Industrien zurückzuführen ist, ist für Reich kein Grund zur Sorge. Erfolgreich seien die Regionen gewesen, die nicht lange an wenig zukunftsträchtigen Branchen festgehalten hätten, sagte er.

Nach Reichs Ansicht greift deshalb auch das Denken in pauschalen Ost-West-Kategorien viel zu kurz. Schließlich seien Regionen wie Dresden, Jena oder Potsdam sogar ausgesprochen erfolgreich. Zum Teil wiesen sogar direkt benachbarte Regionen Erwerbslosenzahlen auf, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. So erlebte das sachsen-anhaltinische Bitterfeld zwischen 1991 und 1999 einen Beschäftigungseinbruch von 30 Prozent, der angrenzende Saalkreis ein Plus von 50 Prozent. Reich: „Regionale Entwicklung ist nicht nur Schicksal, sie wird auch durch Eigeninitiative bestimmt.“ RICHARD ROTHER