Experte als Vermittler im Nahostkonflikt

Der US-Nahostbeauftragte William Burns soll Friedensgespräche zwischen Palästinensern und Israelis koordinieren

Der Nahe Osten ist für ihn kein Neuland. Seit fast 20 Jahren geht der 45-jährige William Burns in arabischen Königshäusern und bei den Präsidenten in der Region ein und aus. Er gilt als ein herausragender Experte. Für seine Aufgabe als Vermittler zwischen Palästinensern und Israelis qualifizieren ihn nicht zuletzt seine fließenden Arabischkenntnisse.

Zusammen mit dem amerikanischen General der Reserve, Anthony Zinni, wird Burns in der kommenden Woche zu ersten Beratungen in den Nahen Osten reisen. Seine Mission ist diesmal erst dann beendet, wenn es zu einer Einigung zwischen den beiden Seiten gekommen ist.

Seinen letzten Auftrag als Vermittler konnte Burns kürzer gestalten, nicht zuletzt weil er nicht an einen Erfolg gebunden war. Seine Aufgabe war es, die Umsetzung des Mitchell-Berichts zu beobachten und als Ansprechpartner für beide Seiten zur Verfügung zu stehen.

Schon nach wenigen Gesprächen mit israelischen und palästinensischen Vertretern schien ihm klar geworden zu sein, dass wenig Hoffnung auf eine Annäherung bestand. Über Wochen ließ sich der Sonderbeauftragte dann überhaupt nicht mehr in der Region blicken.

Dabei hatte er bereits bei seiner Vorstellung im Außenpolitischen Komitee des US-Senats, das seine Nominierung zum Abteilungsleiter für Nahost und Nordafrika im Außenministerium bestätigen sollte, erklärt, ein starkes amerikanisches Engagement im Nahen Osten sei „keine Option“, sondern eine „dringende Notwendigkeit“.

Damals fügte er hinzu, dass „hundertprozentige Maßnahmen, die Gewalt zu beenden, nicht ausreichen“. Notwendig für eine dauerhafte Ruhe sei auch eine neue Hoffnung auf eine verbesserte wirtschaftliche Situation der Palästinenser und die Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens.

Die Nominierung des hochkarätigen Diplomaten, der in Oxford Internationale Beziehungen studierte und anschließend promovierte, wurde in den USA bereits im vergangenen Sommer als Indiz für die Dringlichkeit betrachtet, mit der das Weiße Haus die Nahostkrise angeht. Die Anschläge in den USA vom 11. September und deren Folgen haben die Probleme der Region erneut auf die Tagesordnung gesetzt.

Burns versteht sich, Berichten zufolge, auf „Umgangsart und Schmeichelei“ und ist zudem mit zahlreichen Vertretern beider Seiten persönlich bekannt. So hat er bereits in den Jahren 1986 bis 1989 dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan als Experte für die Region zur Seite gestanden.

Jahre später assistierte er dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton im Verlauf der Verhandlungen in Wye Plantation, wo zum ersten Mal eine konservative israelische Regierung – damals unter Premierminister Benjamin Netanjahu – große territoriale Zugeständnisse machte. Clinton habe damals „den besten Mann“ für diese Aufgabe gewollt und nahm sogar in Kauf, dass Burns aus dem Lager des politischen Gegners stammte.

Die ersten Schritte auf internationaler diplomatischer Bühne führten den damals 24-Jährigen in die US-amerikanische Botschaft in Amman. 1998 kehrte er als Botschafter nach Jordanien zurück. Von dort aus wurde er im vergangenen Frühjahr von Colin Powell zum neuen amerikanischen Nahostbeauftragten berufen.

SUSANNE KNAUL