Muß'- und Lebtag statt Karôshi!

„Wehret den Aufträgen“, forderte Sophie Warning, Aktivistin beim „Verein zur Förderung des Müßiggangs“, gestern nachmittag vor dem Gebäude der Bremer Unternehmerschaft. „Es gibt ein Leben nach dem Job.“ Die Angestellten auf ihrem Nachhauseweg nahmen es wörtlich und ließen die etwa zwanzig „Müßiggänger“, die sich in der Schillerstraße versammelt hatten, links liegen.

Zum „Warntag vor dem Tod durch Überarbeitung“ wollen Warning und ihre Mitstreiter den Anfang der 90er-Jahre zum Arbeitstag gewordenen Buß- und Bettag ernennen. Er soll wieder gesetzlicher und diesmal weltlicher Feiertag werden. „Auch in Japan“, bekräftigt Müßiggänger Eberhard Plümpe. Schließlich habe dort der Tod durch Überarbeitung bereits einen Namen: Karôshi.

„Muß' - und Leb'-Tag“ also statt Buß- und Bettag. Aber nicht ohne Pathos: „Mit dem Finger auf der ,Escape'-Taste“ sei ihr Sohn für sein Unternehmen gestorben, klagt die „japanische Ehrenvorsitzende des Kommittees gegen Karôshi“ alias Sophie Warning, bevor die professionellen Faulenzer zur Kranzniederlegung am eigens herbeigeschafften Obelisken schreiten: Den unbekannten Opfern ungebremsten Arbeitseifers.

hoi / Foto: Julia Baier