Jung, ledig, politikbegeistert sucht . . .

Die über 30 NGOs auf der ersten Hochschulkontaktmesse für den Non-Profit-Bereich bieten mehr als bloß Jobs

Annekatrin hat sich fein gemacht. In ihrem grauem Blazer, der schwarzen Stoffhose und dem elegant zum Knoten geschlungenen Haar ginge sie ohne weiteres als Teilnehmerin eines Assessment-Centers durch, wie sie große Wirtschaftsunternehmen durchführen, um qualifizierten Nachwuchs zu rekrutieren. Doch die 24-jährige Psychologie- und BWL-Studentin will in ihrem künftigen Job „mehr als nur Geld verdienen“. Deshalb ist sie extra aus Hamburg angereist, um sich auf der ersten Berliner Hochschulkontaktmesse für den Non-Profit-Sektor, „Care & Contact“, bei potenziellen Arbeitgebern umzuschauen. Zwar hat sie bis zum Diplom noch Zeit, doch will sie rechtzeitig wissen, bei welcher Organisation sie das Gelernte „sinnvoll“ einsetzen kann.

Auf der Messe unter dem vielversprechenden Motto „People over Profit“ hat sie dazu reichlich Gelegenheit. Vertreter von über 30 Organisationen laden an prospektbeladenen Infoständen im Henry-Ford-Bau der FU zum persönlichen Gespräch. Unter ihnen bekannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Greenpeace und Amnesty International, „aber auch viele kleinere Inititativen, von denen die meisten Besucher vorher noch nichts gehört haben“, beschreibt Bettina Engels von der Interessenvereinigung für Politkwissenschafts-studierende (IPOSS) das Angebot. Sie und drei weitere Kommilitonen von IPOSS wollten zeigen, dass persönliche Wertvorstellungen bei der Jobsuche nicht außen vor bleiben müssen, und haben deshalb die Kontaktmesse initiiert. Unterstützt wird die Veranstaltung von dem CareerService der FU und dem Hochschulteam des Arbeitsamtes Berlin Südwest. „Jungakademiker sollen so mit Organisationen in Kontakt kommen, die auf den üblichen Absolventenmessen nicht vertreten sind“, so Engels. Insbesondere Geistes- und Sozialwissenschaftler hätten bei diesen nämlich gute Aussichten. Und wenn 600 Besucher kämen, sei das ein schöner Erfolg.

Kein unrealistischer Wunsch, denn schon am Morgen bilden sich Menschentrauben an den Ständen. Auch Pamela Jäger, freie Referentin beim Deutschen Entwicklungsdienst, ist von Studenten umringt. Annekatrin hat sich dazugestellt und hört gespannt zu, was die ehemalige Entwicklungshelferin über Berufsperspektiven zu sagen hat. Inhaltlich arbeite man überwiegend im technischen und handwerklichen Bereich, sagt Jäger. Dennoch brauche man „nicht nur Tischler, um mit Tischlern zusammenzuarbeiten“. Auch Akademiker seien gefragt. Ein spezifisches Studium gäbe es nicht, es sei aber von Vorteil, wenn die Ausbildung „breit angelegt“ sei, oder man Doppelqualifikationen vorweisen könne. Spezielle Kenntnisse ergäben sich dann schon „on the job“.

Auch Annekatrin sei mit ihrem Studium der Psychologie und BWL qualifiziert. Vor einem Auslandseinsatz gäbe es ohnehin ein Intensivtraining in Sachen Sprache und interkultureller Kompetenz. Doch die Hamburgerin will nicht unbedingt im Ausland arbeiten, sondern sich lieber von Deutschland aus engagieren. Ein indischer Arzt habe ihr einmal gesagt: „Wir brauchen nicht eure Leute, sondern finanzielle und strukturelle Unterstützung“. BETTINA FICHTNER