Rendite und soziales Netz in wunderbarer Harmonie

Die neuen Pensionsfonds verbinden die Möglichkeit der Kapitalrendite mit dem Schutz vor Verlust. Riester überstimmt zweifelnden Eichel

BERLIN taz ■ Obwohl ein Teil der Rente in Zukunft aus Aktieneinkünften fließen soll, bleiben die Rentner vor allzu großen Verlusten geschützt. Den Beschäftigten sind die eingezahlten Beiträge zu den neuen Pensionsfonds garantiert. Im Falle eines massiven Einbruchs an den Börsen müssen sie allerdings auf den Ausgleich der Inflationsrate und die Verzinsung ihrer Beiträge über 20 oder 30 Jahre verzichten. Das hat gestern das Bundeskabinett in der Verordnung über die Pensionsfonds festgelegt, die im kommenden Januar in Kraft tritt.

Für den Aktienanteil in den Fonds gibt es nun keine Begrenzung mehr. Gegenüber Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte besonders Arbeitsminister Walter Riester (beide SPD) darauf gedrängt, um den Beschäftigten eine höhere Rendite – und damit eine höhere Rente – zu ermöglichen.

Die Pensionsfonds unterscheiden sich von den normalen Aktienfonds der Banken und Anlagegesellschaften dadurch, dass sie eine Art Versicherung beinhalten, die die Rentenaktionäre vor dem Verlust des Großteils ihres Kapitals schützt. Der Schutz bezieht sich auf die vom Beschäftigten selbst während seines Arbeitslebens eingezahlten Beiträge, die Zuschüsse seiner Arbeitgeber und die Förderung des Staates. Eine Rendite ist jedoch nicht garantiert: Sie hängt von den Schwankungen der internationalen Finanzmärkte ab.

Die Garantie für die Beiträge übernimmt der Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) in Köln. Ihm gehören fast 40.000 deutsche Unternehmen an, die heute schon ihre Betriebsrenten dort absichern. Geht ein Mitgliedsbetrieb pleite und kann die Betriebsrenten nicht zahlen, springt der PSV ein. Augenblicklich zahlt der PSV 66 Millionen Mark im Monat aus. Insgesamt hat er seit seiner Gründung 1975 rund 11,6 Milliarden Mark aufgebracht. Diese Zahlungen legt der Verein jährlich auf seine Mitglieder um – die gesunden Unternehmen bezahlen also die Renten, die die bankrotten Firmen nicht mehr aufbringen können.

Das wäre auch so, wenn in einem großen Börsencrash ähnlich dem von 2000/2001 die Hälfte des angelegten Kapitals verloren ginge. Der Versicherungsmechanismus funktioniert grundsätzlich so lange, wie die Mehrheit der Mitgliedsunternehmen des PSV zahlungsfähig ist. Von ganz großen Wirtschaftskrisen abgesehen, seien die Beiträge in den Pensionsfonds deshalb sicher, sagt PSV-Vorstand Peter Wohleben. Aus den vorübergehenden Schwankungen der Aktienmärkte ergeben sich „keine realistischen Rückwirkungen“ auf die Zahlungsfähigkeit der Fonds, so Wohleben.

HANNES KOCH

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