■ Urdrüs wahre Kolumne
: Schokolade zum Rohessen

Dass die Heilsarmee den Bremern eine neue Chance gibt und ihr durch Stadtwerke-Gas(!) zerstörtes Gemeindezentrum wieder aufbauen will, darf als ein politisch-philantropes Signal gelten, das ausnahmsweise mal in die Landschaft passt. Das Seelenheil aus der bedingungslosen Solidarität des vorab gesegneten Suppentopfes dürfte jedenfalls für die Betroffenen konkreter wirken als der nächste Armutsbericht...

Wieder mal hatte ich meine Scheckkarte im Überweisungsterminal der heimischen Sparkasse stecken lassen und wieder mal lächelte mich meine zuständige Sachbearbeiterin fröhlich an, als ich in demütiger Haltung am Schalter auflief, um den Verlust zu melden: „Ist schon gefunden, Ihre Karte!“ rief sie mir in mitteilsamer Freude zu, obwohl ich die Diskretionszone nicht mal erreicht hatte. Und dann gab sie mir auch gleich noch erhellende Information mit auf den Weg, warum Kunden meines Schlages bei Sparkassenangestellten so beliebt sind: „Solange es noch Leute wie Sie gibt, können die nicht alle Arbeitsplätze im Service abschaffen.“ Lerne bitte daraus, liebe Leserin – und verhalte Dich kollegial gegenüber den Ver.Di-Kollegen im Bankensektor

Einspruch, Motschmann! Dass dieser feldgeistliche Lutherrock in seinen staatsgläubigen Tiraden gegen friedensbewegte Bremer Pastoren ausgerechnet Karl Barth als Zeugen für seinen Martini-Fundamentalismusbemüht, grenzt schon an Störung der Totenruhe: Und erwarte ich von der bremischen Kirchenleitung ein Amtszuchtverfahren in reformierter Strenge gegen diesen Jens, mit dem nun wirklich nur noch Staat und keine Gemeinde mehr zu machen ist.

Na, Konrad Kunick? Was trinkt man denn so, um sich als sozialdemokratischer Kriegsgegner und Campingfreund über all die Kränkungen und Demütigungen hinwegzusetzen, die man da vom Plateauschuh-Genossen Schröder im Prozess der parlamentarischen Gewissensbildung um Krieg und Frieden einstecken muss? Wir wissen nicht, was die SPD-Linke empfiehlt, erinnern aber an die heilsame Kraft des mit reichlich Pott-Rum verdünnten Glühweins vom billigsten Roten aus dem Tetrapack. Der macht wenigstens jenen schweren Kopp, der nach dem Absturz ein schmerzhaft-melancholisches Weltbild hinterlässt, das nicht einfach alles schlucken lässt ....

Die Milkakuh / die machet muh. Und ihre bremischen Hütejungs vom zentralen Kraft Foods-Marketing bringen jetzt im klassischen Lila neue Tafelware in die Discounter-Regale, die ausdrücklich als „Alpenmilch Schokolade zum Rohessen“ ausgewiesen ist. Diese Gebrauchsanweisung lässt uns stutzen: Hätten wir das Zeug ohne diesen Verzehrhinweis bislang marinieren, frittieren, grillen oder wenigstens in der Mikrowelle aufkochen sollen? Wieder mal so eine offene Frage ans Leben in und um uns, die vermutlich nicht einmal von so hafennahen Geistesriesen wie Uwe „Uwe“ Beckmeyer schlüssig beantwortet werden kann.

Auf dem Postamt will eine ältere Dame erfahren, ob ein Päckchen noch rechtzeitig vor Weihnachten in Australien sein würde. „Das glaub ich wohl schon!“, erklärt der Gelbdienstler am Schalter, kann aber damit offenbar nicht sonderlich überzeugen: „Glauben heisst nicht wissen!“, resümiert die Kundin und verlässt den Raum samt Päckchen. Ob sie jetzt selber den Botendienst übernimmt oder sich gleich an höhere Zuständigkeiten wendet? Fragt sich und Dich

Ulrich
„Nikolaus“ Reineking