Physik für ziemlich Schlaue

■ SaMPhys ist der Renner: Samstäglich strömen Hunderte in die Uni

Physik für alle – ganz so einfach ist es natürlich nicht. Auch wenn so der Untertitel der Veranstaltungsreihe „Saturday Morning Physics“ lautet, die die Bremer Uni jetzt wieder an Samstagen anbietet – ein wenig Hochschulzugangsberechtigung wäre schon förderlich, um das Angebot zu verstehen. Und auch ausgeschlafen sollten die ZuhörerInnen sein, wenn sie für dieses spezielle Bildungsprogramm um zehn Uhr früh in die Uni kommen. Nein strömen. Das nämlich tun sie.

Rund 400 Personen besuchen all-wochenendlich die Physik-Vorträge im NW1 an der Universitätsallee – und nicht wenige von ihnen lassen sich anschließend auch noch durch verschiedene Institute des Fachbereichs Physik führen. Etwa, um sich vertrauter mit der „Transmissionselektronenmikroskopie“ oder dem „Raster-Tunnel-Mikroskop“ zu machen. Hi-Tech-Maschinen, deren unglaubliche Namen den Veranstaltern ganz locker über die Lippen kommen. Aber ganz locker ist auch das nicht.

„Wie das funktioniert, kann ich ihnen jetzt nicht genau erklären“, vertrösten nämlich DozentInnen, denen „die Zeit hier leider fehlt“. Hast, ächz. Doch das Publikum ist begeistert. Schließlich sind alle freiwillig hier. Einschließlich Lehrende. Und so wertet man den Verweis auf solche Führungen gelassen – als noch ein weiteres Angebot zum Lernen. Noch dazu dank so kompetenter, scheinbar all-wissender Menschen wie der Privat-Dozentin für Physik– Professorin im Wartestand quasi –, Heidrun Heineke, am vergangenen Samstag.

In rasantem Tempo war sie durch die Welt der Nano-Technologie gejagt. „Nano-Röhren und Fußball-Moleküle, eine Reise in die Welt des Kohlenstoffs“ hieß der Vortrag der von ihrer Materie offensichtlich begeisterten Physikerin. Jung. Frau. Schwanger noch dazu. Eine Galeonsfigur für karrierebewusste Mädchen von morgen anscheinend. Von denen immer ziemlich viele im Publikum sitzen – das insgesamt gut gemischt ist. Mehr Schüler zwar als Schülerinnen. Mehr Männer als Frauen. „Aber wir wissen, dass 40 Prozent Mädchen da sind“, sagt der Veranstalter Dr. Horst Schecker zufrieden.

Das Ziel des Physik-Didaktikers: „Wir wollen vor allem Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 für Naturwissenschaften begeistern, damit sie solche Lei-stungskurse anwählen“, sagt er. Er scheint diesem Ziel nah. Eine Umfrage über die „Saturday Morning Physics“ des vergangenen Jahres ergab, dass sogar die Jüngsten glauben, viel gelernt zu haben. Was Fachleute hinter vorgehaltener Hand doch ein bisschen anzweifeln. Schließlich ist das Niveau der Veranstaltung nicht lau.

Leiter, Halbleiter, Fulleride, Sprungtemperaturen, besondere Strukturen dieser Nano-Kohlenstoffkristalle – darüber rast die Physikerin hinweg. Und doch springt ihre Faszination für dieses bemerkenswerte Material über, das – nur milliardstel-Meter groß – in 15 Jahren die normale Mikroelektronik überflüssig machen könnte. Alles, was sich bisher so in Computern an Schaltungen findet, beispielsweise. „Sogar die Energieprobleme dieser Welt könnte es vielleicht lösen“, schwärmt die Dozentin. Denn die Kristalle leiten Strom so effizient, dass kaum Energie verloren geht. Strom, der beispielsweise in riesigen Solaranlagen in fernen sonnigen Wüsten gewonnen werden und dann nach Europa geleitet werden könnte. Ach ja, ein paar Problemchen gibt es da noch: Ganz ausgereift ist das Material noch nicht. Aber Zeit wäre ja noch ... Spätestens bis zur nächsten Serie von Saturday Morning Physics. Denn die diesjährige läuft am ersten Advent schon wieder aus. ede

Am Samstag wird um 10 und um 11.30 Uhr referiert über „Physik im Dienst der Medizintechnik“ und „Drahtlos ins Internet“.