personalproblem cdu
: Rette sie, wer kann!

Die Demission von Joachim Zeller als CDU-Generalsekretär wirft einmal mehr ein schlechtes Licht auf die Zukunftschancen der Konservativen: Wenn die Generäle zu desertieren beginnen, ist der Krieg gewöhnlich verloren.

Kommentar von ANDREAS SPANNBAUER

Zeller sollte die Neuorientierung hin zu einem schwarz-grünen Bündnis verkörpern. Nach nur vier Monaten zieht er es nun vor, den längst abgesoffenen Kahn zu verlassen und sein Glück im sicheren Hafen des Bezirkes zu suchen.

Seine möglichen Nachfolger sind alles andere als geeignet, die Misere der CDU zu beenden. Mit Mario Czaja und Frank Henkel stehen sich Vertreter der beiden Lager um Eberhard Diepgen und Frank Steffel gegenüber, die seit längerem um den Posten des Landesvorsitzenden rivalisieren. Die Wahl des Generalsekretärs ist daher eine Vorentscheidung über das Schicksal der CDU: Klebt Diepgen bis 2003 an seinem Stuhl, damit die Steffel-Kritiker Zeit haben, sich zu formieren? Oder setzt sich mit dem Reinickendorfer Frank Steffel doch der jugendliche Erneuerer von der Nordallianz durch, dessen einzige Innovation freilich die Halbierung des Stimmenanteils war?

Beide Varianten sind einen Lacher wert. Bleibt Diepgen, wird die CDU noch zwei weitere Jahre von einem Mann repräsentiert, der gleich Helmut Kohl nur noch ein Mahnmal seiner eigenen Schande darstellt. Kommt Steffel, dann steht ein Kandidat an der Spitze, der seine Partei in die schlimmste Niederlage seit 1945 geführt hat. Eine schlagkräftige Opposition ist in beiden Fällen nicht in Sicht. Nur eine öffentliche Ausschreibung kann die CDU noch retten.

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