Chaos um Kundus

Nach angeblicher Kapitulation brechen Kämpfe um die letzte von den Taliban in Nordafghanistan gehaltene Stadt aus. Widersprüche deuten auf Machtkämpfe innerhalb der Nordallianz

KABUL/BERLIN rtr/taz/dpa ■ Teile der Nordallianz haben gestern mit Angriffen auf Kundus begonnen. Zuvor hatte sich jedoch der zur Allianz gehörende Warlord Raschid Dostum in Masar-i Scharif mit Kommandanten der Taliban auf eine Kapitulation ihrer eingeschlossenen Kämpfer samt deren Abzug geeinigt. In Kabul sagte der „Innenminister“ der Nordallianz, Yunus Qanuni: „Wir haben versucht, uns über Kundus auf dem Verhandlungsweg zu einigen, aber wir wurden gezwungen, eine militärische Lösung zu wählen.“ Laut Qanuni hätten die Taliban nur Zeit gewinnen wollen.

Bereits zuvor hatte die US-Luftwaffe weitere Bombenangriffe auf die von der Nordallianz in Kundus eingeschlossenen afghanischen und ausländischen Taliban-Kämpfer geflogen. Unklar blieb, ob das widersprüchliche Verhalten der Nordallianz gegenüber den Eingeschlossenen ein Zeichen für Machtkämpfe innerhalb des fragilen Bündnisses ist. Auch scheinen sich die Taliban-Kämpfer nicht einig gewesen zu sein.

Vergrößert wurden die Widersprüche am Abend noch durch einen Bericht des staatlichen usbekischen Fernsehens. Das meldete unter Berufung auf Dostum, dass Truppen der Nordallianz Kundus bereits eingenommen hätten. Nähere Angaben sowie eine Bestätigung von unabhängiger Seite waren nicht erhältlich.

Zuvor hatte der US-Sender CNN gemeldet, dass sich Taliban-Führer aus Kundus mit Dostum, dem Herrscher über Masar-i Scharif, auf ein Niederlegen der Waffen bis Sonntag geeinigt hätten. Sie würden dann nach Masar-i Scharif gebracht, von wo aus ihnen die Rückkehr in ihre Heimatorte zugesagt worden sei. Die ausländischen Kämpfer in den Reihen der Taliban sollten vor ein afghanisches Gericht gestellt werden. Dostum wollte selbst am Samstag nach Kundus reisen, um die Übergabe durch die Taliban zu überwachen. HAN