Promi verlässt SPD

■ Wegen Afghanistan: Ex-Bürgermeister von Lübeck tritt aus Partei aus

Er galt immer als unbequem, als einer, der in der Partei regelmäßig angeeckt ist. Jetzt ist die Beziehung zwischen Michael Bouteiller und der Lübecker Sozialdemokratie beendet. Der langjährige Bürgermeis-ter und seine Frau Rosemarie sind aus der SPD ausgetreten. Während Bouteiller selbst gestern nicht zu erreichen war, begründete seine Frau ihren Parteiaustritt mit der Afghanistan-Politik der Bundes-SPD. Allerdings hatte das Ehepaar bereits seit Jahren ein gestörtes Verhältnis zur Partei vor Ort.

Von 1988 bis zum vergangenen Jahr hatte der 58-jährige Bouteiller die Hansestadt regiert und dabei bundesweite Bekanntheit erreicht. Der Bürgermeister hatte sich nach dem Brandanschlag auf die Lübe-cker Synagoge im März 1994 und vor allem nach dem Brandattentat auf das Flüchtlingsheim im Januar 1996 für die Opfer stark gemacht. Dafür hatte er auch ein Disziplinarverfahren des SPD-regierten Landes Schleswig-Holstein gegen sich in Kauf genommen, weil er zwei Überlebenden des Brandanschlages Reisepapiere ausgestellt hatte, damit sie an Beerdigungen ihrer Familienmitglieder in Zaire und im Libanon teilnehmen konnten. Den so genannten Asylkompromiss zwischen CDU und SPD von 1993, den er zunächst ebenfalls gutgeheißen hatte, bezeichnete der Parteilinke später als politischen Fehler.

Auch sonst hatte er sich gern mit Parteifreunden angelegt – und nicht nur mit denen. Zum Jahrestag der Besetzung Tibets durch China ließ er die tibetanische Flagge vorm Rathaus hissen und handelte sich den Protest des chinesischen Generalkonsulates in Hamburg ein. Mit den Lübecker Nachrichten war er auf Konfrontationskurs und rief ein eigenes Amtsblatt ins Leben, um der nach seiner Ansicht Bouteiller-feindlichen Berichterstattung der Lübecker Monopolzeitung etwas entgegenzusetzen. Als er im Vorjahr zurücktrat und den Bürgermeisterstuhl für seinen Nachfolger Bernd Saxe räumte, begründete er seinen Rückzug auch damit, dass er „sich mit den SPD-Führungsgremien nichts mehr zu sagen“ habe. Bouteiller arbeitete anschließend wieder als Rechtsanwalt in Lübeck.

Auch die Beziehung zwischen der SPD und Rosemarie Bouteiller war zuletzt angespannt, nachdem sie zweimal bei der Kandidatur für ein Bundestagsmandat gescheitert war. Peter Ahrens