Wilde Schwinger

■ Zum 24. Mal verteidigt Regina Halmig ihren Titel als Boxweltmeisterin. Das Ergebnis stand auf der Waage

Die Universum Box Promotion hatte am Samstag zum Kampfabend in ihr Gym in Wandsbek geladen. Die Kaffeesatzleser konnten bereits am Freitag beim offiziellen Wiegen ihre Prognosen über den Ausgang der Kämpfe präzisieren und behielten weitestgehend Recht.

So fingerte der um die Taille etwas feiste Milan Konecny, der internationaler deutscher Meister im Cruisergewicht werden wollte, vor dem Gang an die Waage beim Anblick seines wie gemeißelten Hamburger Kontrahenten, Alexander Petkovic, nervös an der Kochwäsche und streichelte beschwörend seine Plautze. Vergeblich, Petkovic besiegte ihn erwartungsgemäß in der sechsten Runde. Bruce „der Blitz“ Özbek, der in einem Vorkampf für die „Ritze“ antrat, alberte nach dem Wiegen mit Universum-Boxer Stipe Drews herum und stellte sich auf einen Stuhl, um „endlich einmal grösser“ zu sein. Drews, seinen Reichweitenvorteil nutzend, schlug den 17 Zentimeter kleineren „Blitz“ ebenfalls erwartungsgemäß in der zweiten Runde k.o..

Die bulgarische Herausforderin Svetla Taskova musterte eingeschüchtert die austrainierte und selbstbewusst in schwarzer Unterwäsche herumhopsende Weltmeis-terin Regina Halmig und behielt ihren Trainingsanzug beim Gang auf die Waage lieber an. Doch im Ring legte sie jegliche Schüchternheit ab. Die Bulgarin arbeitete mit wilden Schwingern, die eher an Hafenbar denn an Seilgeviert erinnerten und drängte Halmig anfangs in die Defensive. Erst Mitte der fünften Runde des über zehn Runden angesetzten Kampfes ließ die Kondition der Herausforderin nach und der Weg für die Weltmeisterin war frei, Weltmeisterliches zu zeigen. Ab der sechsten Runde dominierte Halmig ihre bis zum Schluss kämpfende Gegnerin, zeigte technisch erstklassiges Boxen und gewann am Ende verdient nach Punkten.

Wirkliche Werbung für das Frauenboxen war die Veranstaltung jedoch trotz des insgesamt guten Kampfes nicht, da die Möglichkeiten der Boxerinnen zu ungleich und das Leistungsgefälle zwischen Weltmeisterin und Herausforderin zu deutlich war. Doch zumindest in einem Bereich des Boxsports gab es eine Angleichung: Der für die Frauenkämpfe angeheuerte Nummern-Boy Sven war genauso hübsch anzusehen und grinste ähnlich dämlich, wie seine Kolleginnen. psh