BUNDESWEHREINSATZ: MILITÄRISCH UNBEDEUTEND UND POLITISCH FATAL
: Decken sind nicht harmlos

Auf weniger spektakuläre Weise kann man sich an einem Krieg kaum beteiligen. Die erste Maschine der Bundeswehr, die zur Unterstützung der US- Truppen in Afghanistan eingesetzt wird, hatte 8,8 Tonnen Decken an Bord. Wen immer diese Decken am Ende wärmen mögen: wer meint, dass man als Teil einer Kriegsallianz nur für die vom eigenen Nationalstaat eingesetzten Mittel und nicht auch für das große Ganze verantwortlich ist, der kann – noch – völlig beruhigt sein. Gegen Deckenlieferungen lässt sich nichts einwenden.

Sie stehen auch im Einklang mit der christlichen Leitkultur. Wenn Pontius Pilatus nicht gerade damit beschäftigt gewesen wäre, seine Hände in Unschuld zu waschen, dann hätte gewiss auch er nichts dagegen gehabt, Decken zu verteilen. Dennoch wirkt die Maßnahme ein bisschen antiquiert. Die Definition von Krieg als Fortführung humanitärer Aktionen entspricht eigentlich der Begriffswelt der 90er-Jahre. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, in einem Krieg vor allem die Bereitschaft für die Übernahme eigener Verantwortung zu sehen. Dafür sind Decken zu dünn.

Kanzler Schröder und Minister Fischer haben stets betont, die Beteiligung am Krieg sei auch notwendig, um möglichen Einfluss auf die USA nicht zu schmälern. Sie sollten ihren Blick von den Decken weg und hin auf das Horn von Afrika lenken. Aus dieser Region wird berichtet, dass Washington äthiopisches Militär unterstützt, damit es einem ziemlich unbedeutenden somalischen Kriegsfürsten hilft, mutmaßliche Islamisten zu vertreiben.

Falls das zutrifft, dann ist es kaum weniger widerlich als der Abwurf von Streubomben. Angesichts des seit Jahrzehnten angespannten Verhältnisses zwischen Äthiopien und Somalia kann diese Strategie nur in einen neuen regionalen Krieg münden. Dem der Rest der Welt dann vermutlich erstaunt zusehen wird. Um wieder einmal zu dem Schluss zu kommen: Wirklich unverständlich, dass sich diese Neger immer alle abschlachten. Es muss an der Mentalität liegen. BETTINA GAUS