Methode Folter

Seit gestern steht ein französischer Exgeneral wegen Gräueltaten im Algerienkrieg vor Gericht, die er in seiner Biografie selbst zugegeben hat

PARIS ap/dpa/taz ■ Wegen Rechtfertigung der Folter im Algerienkrieg wird dem französischen General Paul Aussaresses seit gestern der Prozess gemacht. In einer Biografie hat der heute 83-Jährige offen die Gräueltaten seiner Einheit verteidigt und erklärt, die Folter sei „die beste Methode, einen Terroristen zum Sprechen zu bringen“. Er habe mit eigener Hand getötet, führte er auch noch an.

Er habe es als seine Pflicht betrachtet, über diese Praktiken als Zeuge zu sprechen, sagte Aussaresses gestern vor Gericht zu seiner Rechtfertigung.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren General Beihilfe zur Rechtfertigung von Kriegsverbrechen vor. Seine beiden Verleger sitzen neben Aussaresses auf der Anklagebank der 17. Pariser Strafkammer. Über die Folterungen in den Jahren 1954 bis 1962 selbst wird nicht verhandelt, sie fallen unter eine 1968 erlassene Amnestie.

Mehrere Menschenrechtsorganisationen haben die Klage angestrengt. Sie werfen dem General die Verherrlichung seiner Taten vor. Ihm drohen fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 300.000 Franc (knapp 90.000 Mark/46.000 Euro).

Aussaresses hatte im Frühjahr mit seinem offenen Eingeständnis eine Diskussion über den Unabhängigkeitskampf Algeriens ausgelöst, den die Regierung in Paris jahrzehntelang nicht als Krieg, sondern als Operationen zur Aufrechterhaltung der Ordnung bezeichnet hat.

Staatspräsident Jacques Chirac zeigte sich entsetzt von den Folter-Geständnissen und suspendierte die Mitgliedschaft des Generals in der Ehrenlegion. Zudem wurde Aussaresses zwangsweise in den Ruhestand versetzt und darf keine Uniform mehr tragen.

Vor Prozessbeginn zeigte sich der General weiter uneinsichtig und legte noch einmal nach. „Die Folter war nützlich und notwendig“, sagte er in einem Zeitungsinterview. Frankreich habe damals gegen Terroristen gekämpft. „Wenn ich (Ussama) Bin Laden in den Händen hätte, würde ich ohne zu zögern erneut tun, was ich getan habe.“ Noch heute werde die Folter von allen Armeen dieser Welt angewandt.

Im Frühjahr berichtete Aussaresses über die Praktiken seiner Todesschwadron in der ehemaligen französischen Kolonie: „Folter ist wirksam. Die meisten Leute zerbrechen und reden. Dann brachten wir sie meistens um.“