Besser ohne Bayern bewachen

■ Innensenator Schill will lieber unzufriedene und schlecht ausgebildete bayrische statt unmotivierte Hamburger Polizisten

Hamburgs Innensenator Ronald Schill hat ein Vorbild: Die Münchner Polizei. Hamburgs PolizistInnen – angeblichlich durch Rot-Grün demotiviert – könnten von den Bayern nur lernen. 20 Polizis-tInnen will sich der Rechtspopulist daher ausleihen, um die Hamburger Truppe zu verstärken. Eine Neuauflage des „Bayern auf Rügen“ oder nur „der Bulle von Tölz“?

Es ist nicht nur der Selbstmord der Polizistin Silvia Braun, der 1999 eklatante Missstände bei der Isar-Polizei ans Tageslicht brachte. Die junge Beamtin – „Traumberuf Polizistin“ – war nach ihrer Versetzung aus einer Einsatzhundertschaft in die A-Schicht der „Polizeiinspektion 14 - Knorrstraße“ durch frauenfeindliches Mobbing und Psychoterror von Kollegen in den Tod getrieben worden. Anlaufpunkte, um interne Hilfe zu bekommen, gab es für sie nicht, da die Vorgesetzten zugleich die Täter waren.

Aber auch eine externe Studie des Instituts Pennelt Ende 1999 belegt, dass das „Betriebsklima“ bei der Münchner Polizei schlecht war. So gab es kein „kooperatives Führungssystem“, inzwischen Voraussetzung für eine funktionierende Großstadtpolizei, um Konflikte zu minimieren und mehr Effizienz durch Motivation der Beamten zu erlangen. 70 Prozent der Befragten waren „unzufrieden“, weil ihre Verbesserungsvorschläge wegen mangelnder Akzeptanz in den Stäben abgewürgt wurden.

Knapp zwei Drittel der PolizistInnen gaben an, dass die Ausbildung bei der Münchner Bereitschaftpolizei im Hinblick auf die spätere Aufgabenbewältigung „ungeignet“ sei. 71 Prozent fühlten sich in Siutationen der Konfliktbewältigung unzureichend geschult - ganz zu schweigen von sozialer Kompetenz.

Duckmäusertum gehört zur Tagesordnung. So hielten zwei Drittel der PolizistInnen ihre Beurteilung – Grundlage für Beförderungen – für „nicht objektiv“, führungsunkritische und corpsgeistträchtige MitarbeiterInnen würden ungeachtet ihrer Leistung besser abschneiden.

Ein großes Problem stellte auch die sexuelle Belästigung und das Mobbing dar. Da bei über Hälfte der Mobbing-Fälle Vorgesetzte auch Täter waren, lehnte in der Pennelt-Befragung über die Hälfte der Betroffenen innerbetriebliche Lösungen ab. 40 Prozent gaben indes an, externe Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen. Für die Bundesarbeitsgemeinschaft Kritische PolizistInnen damals ein klarer Ruf nach einem Polizeibeauftragten. „Die Polizei und die BürgerInnen Münchens brauchen einen professionell arbeitenden und nur dem Parlament verpflichteten Polizeibeauftragten“, forderte BAG-Mitglied Wolfgang Jandke. kva