Primitivsemantisch zerschreddert
: Konsumkritik, Liebeswirren mit Monasoko Club

Eigentlich ist ja nichts falsch dran, sich fördern zu lassen – und irgendwie tun das ja auch die meisten, die es zu etwas bringen. Im Fall von Popmusik aber findet man diese Strategie als potenzieller Fan ganz schnell komisch und verwerflich – selbst wenn man nicht an blöde Rock-’n’-Roll-Authentizitätsmythen glaubt.

Es erscheint potenziell peinlich, unter wessen Fittichen auch immer Ruhm und Ehre zu suchen, egal ob dieser Rahmen nun – wie früher – Senatsrockwettbewerb heißt oder „Berlin macht Schule“. So heißen die Sampler, die seit knapp einem Jahr in Kooperation von Jugendradio Fritz und der hier ansässigen Plattenfirma V2 erscheinen und deren erklärtes Ziel es ist, die lokale, unetablierte Musikszene zu fördern. Und eine Band auf dem ersten dieser Sampler, die den wohlmeinenden Machern fördernswert erschien, war eben auch der Monasoko Club.

Nun aber mal nicht blöd skeptisch tun, der Name klingt auf jeden Fall ganz gut, er verheißt Pop, Entspannung, eine kleine Prise japanischer Hipness und leckere Mixgetränke. Allesamt also Qualitäten, die zwar ein bisschen langweilig sind und schnell Überdruss hervorrufen können, in Berlin und den untergegliederten Schulen traditionell aber nicht gerade groß geschrieben wurden. Schon allein deshalb könnten sie durchaus genießenswert sein. Dann noch der Titel der CD: „Der Rest von Morgen“. Da denkt man an das Büffet, das am Morgen nach der Party viel besser schmeckt.

Leider erweisen sich die meisten dieser Projektionen als Trugschluss. Monasoko Club machen tanzbaren und gefälligen Gitarrenpop, nicht bewegend, aber auch nicht störend, das schon. Was sich da aber so locker flockig als Offenheit geriert, entpuppt sich bei genauerem Hinhören eher als ein Mangel an Visionen. Die programmatisch postulierte Uncoolness wirkt spätestens dann nicht mehr richtig charmant, wenn offenbar wird, dass ihr jegliche Selbstironie abgeht. Allein die Stimme des Sängers: nölig und nasal klingt sie und erinnert irgendwie an Keimzeit. Ab und zu erlaubt sich die Band ein elektronisches Element, das wohl Experimentierfreude signalisieren soll. Und zwischendurch gibt es unheimlich viele Saxofoneinlagen. Die sind wohl dazu da, zu demonstrieren, wie sich so eine junge, von den Verlockungen und Demütigungen der Großstadt und des Lebens zerrissene Seele anfühlt – zusätzlich zu der Adidasbejackung der Band stellt man sich nun vor, wie in ihrer WG-Küche ganz groß ein Poster von Edward Hoppers „Nighthawks“ hängt. So direkt und primitivsemantisch verbunden wie Hopper und die Saxofonsoli sind auch die textlichen Entsprechungen, die die Jungs von Monasoko Club für ihr Kommentare zum Leben gefunden haben: „sei trendy, handy und mobil / sei online, bleib im Spiel / sei unter Strom, sei frei, sei high / sei gespannt und sei dabei / schreib mir, mail mir, ruf mich an / mach dein Kreuzchen, meld dich an“.

All diese kleinen Weisheiten, zerschreddert und beliebig zusammengeworfen, Konsumkritik, Liebeswirren, Lebenswidersprüche – nicht, dass man bei einem starken Milchkaffee nicht darüber hinwegkommen könnte. Irgendwie lästig wird es nach einer Weile aber doch.

Doch schließlich gibt es ja auch Erfolgsstorys in der deutschen Popwelt – man denke noch einmal an Keimzeit –, die die Hoffnung der Band nachvollziehbar machen, mit diesem diffusen Mix etwas Großes zu landen. Auch würde „Der Rest von Morgen“ prima als Soundtrack für einen dieser neudeutschen Filme durchgehen, in dem es um verwirrte junge Menschen geht und in dessen Exposé etwas von „Befindlichkeiten ausloten“ steht. STEPHANIE GRIMM

Monasoko Club: „Der Rest von Morgen“ (Popdealer Records/Megaphon)