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: NBA: Memphis Grizzlies lernen das Siegen

Graue Bären am Mississippi

Allzu viele Glücksmomente hatte die laufende NBA-Saison noch nicht zu bieten für den Basketballspieler Jason Williams. Am Montag war dem 26-Jährigen dafür ein ganz besonderer vergönnt. Seine Memphis Grizzlies holten nicht nur im 14. Match den zweiten Sieg, der Coup gelang auch noch gegen die Sacramento Kings, jenes Team, das Williams im Sommer schnöde abgeschoben hatte. Noch süßer für den Point Guard: Mit zehn Punkten in den letzten Minuten war er es, der den unverhofften 98:94-Erfolg gegen eines der besten Teams der Liga sicherstellte. In Sacramento hatte der genial-schlampige Williams die Schlussphase meist auf der Bank zugebracht, weil Coach Rick Adelman seine berüchtigten Ballverluste fürchtete. Grizzlies-Coach Sidney Lowe sieht das anders. „Das ist dein Stamm-Point-Guard, der Typ, der dich nach Hause bringt“, lobte er Williams, der es insgesamt auf 19 Punkte und 13 Assists bei nur zwei Ballverlusten brachte. 20 Punkte, 11 Assists, aber vier Turnovers wies hingegen sein Nachfolger bei den Kings auf, der nüchterne Mike Bibby.

Der Spielmacher-Tausch mit Sacramento war nur eine Komponente des Neubeginns der Grizzlies nach ihrem Umzug von Vancouver in die Elvis-City am Mississippi. In Kanada hatten sie sechs freudlose Jahre in einer Stadt verbracht, die, wie ein Kommentator bemerkte, lieber die Eishockeyspieler der Canucks verlieren als die Basketballer gewinnen sah. Allerdings gewannen die auch nicht sonderlich viel. 78 Siege standen 300 Niederlagen gegenüber, in der letzten Spielzeit häufte das Team laut Besitzer Michael Heisley 40 Millionen Dollar Verlust an. Eine Zahl, die selbst die Standortwechseln eher abgeneigte NBA erweichte und den Transfer nach Memphis ermöglichte, das seit Jahrzehnten danach strebte, eine Mannschaft aus einer großen Profiliga zu beherbergen.

Grizzlies in Tennessee, das ist eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Die neue 250 Millionen Dollar teure Arena nahe der legendären Blues-Meile Beale Street, die 18.500 Menschen Platz bieten soll, wird erst in zwei Jahren fertig sein, bis dahin spielt man in der „Pyramid“, Domizil des örtlichen College-Teams. Die Halle soll Teil einer Neugestaltung des heruntergekommenen Zentrums werden. Um das berühmte Peabody-Hotel und die Beale Street mit ihren Blueskneipen entsteht ein Viertel mit Grünflächen, einem Baseballstadion, dem restaurierten Bahnhof, dem Civil-Rights-Museum und dem Einkaufs- und Vergnügungskomplex Peabody Place.

Bis zur Eröffnung der neuen Arena sollen die Basketballer in der NBA ein Wörtchen mitreden können. Außer Bibby büßte das Team auch seinen Star Shareef Abdur-Rahim ein, der nach Atlanta ging, und setzt auf junge Spieler wie den Spanier Pau Gasol (21), den Griechen Antonis Fotsis (20), Rookie Shane Battier (23) und Forward Stromile Swift (22). Und natürlich auf Jason Williams, dessen Endspurt gegen Sacramento die Grizzlies von der roten Laterne der Liga befreite. Diese gehört nun mit nur einem Sieg allein den Chicago Bulls. MATTI LIESKE