Gefährliche Spekulationen

Standorte für den Heroin-Modellversuch stehen noch nicht fest  ■ Von Elke Spanner

Einmal schon ist ein Standort an den Protesten der AnwohnerInnen gescheitert. Seither wird die Suche nach Gebäuden, in denen ab kommendem Frühjahr der Modellversuch zur kontrollierten Heroinabgabe starten kann, von der Gesundheitsbehörde und dem Träger Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Gestern brachte die Gerüchteküche zwei neue Optionen ans Tageslicht: Die Welt behauptete, jetzt seien Gebäude in der Süderstrasse sowie Container am Besenbinderhof nahe des Hauptbahnhofes im Gespräch. Die beteiligten Gremien haben das weder bestätigt noch dementiert.

Container aufzustellen erwägt der LBK in der Tat. Der Besenbin-derhof stand dafür aber nie zur Auswahl, sagt Sprecher Siegmar Eligehausen gegenüber der taz. Das würde auch den Kriterien widersprechen, die für geeignete Standorte entwickelt wurden: Die geplanten zwei Heroinambulanzen sollen gerade nicht in St. Georg und erst recht nicht nahe der offenen Drogenszene liegen. Die PatientInnen, die sich an dem Modellversuch beteiligen, sollen gerade aus der Szene herausgelöst werden.

Der zweite gestern aufgeworfene Standort würde dem eher gerecht: Die Süderstrasse ist citynah und dennoch von der Drogenszene entfernt. Dort befinden sich kaum Wohnhäuser, sondern überwiegend Bürogebäude und Industrie.

Eligehausen betont, dass noch keine Entscheidung getroffen sei, wo die Ambulanzen eröffnet werden. Zunächst müsse der Vertrag zwischen der Behörde und dem LBK unterzeichnet werden, womit in der kommenden Woche zu rechnen sei. Dann erst würde auch das Budget feststehen, das dem LBK für die Heroinambulanzen zur Verfügung steht – und den Spielraum zum Anmieten von Objekten festschreibt.

Der Start des Modellversuches hat sich ohnehin immer weiter nach hinten verschoben. Auch der zuletzt angepeilte Termin 1. Februar ist vom Tisch – nicht zuletzt durch die Umbildung von Senat und Behörden nach der Bürgerschaftswahl. Eligehausen rechnet damit, dass es im April losgehen könnte. Nach Vertragsunterzeichnung müssen noch die rund 40 MitarbeiterInnen eingestellt und die ProbandInnen ausgewählt werden. 230 Junkies werden unter ärztlicher Aufsicht einen Heroin-Ersatzstoff bekommen, weitere 230 in einer Kontrollgruppe Methadon.

Über mögliche Standorte zu spekulieren, wie die Welt es tat, würde das gesamte Projekt gefährden. Denn das setze die Akzeptanz der Menschen in der Umgebung vo-raus, und durch unsachliche und ungenaue Informationen, sagt der LBK-Sprecher, sei ein Standort „schnell verbrannt“.

Diese Erfahrung musste die Gesundheitsbehörde im Frühjahr machen, als sie für eine Heroinambulanz eine ehemalige Polizeiwache an der Lübecker Straße in Hohenfelde avisierte. Kaum war der Plan bekannt geworden, wurde er durch eine Bürgerinitiative wieder gestoppt.