Polonaise über Brücken

■ Sven Brux zieht als Ex-Aktivist das Derby dem Hafenstraßen-Jubiläum vor

Die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Hafenstraße werden am Sonntag (17.30 h) mit dem Hamburger Lokalderby zwischen dem HSV und St. Pauli sportlich abgerundet. Damals zeigte der Rheinländer Sven Brux (35) den Punks den Karneval, tanzte Polonaise in der Hafenstraße und organisierte Konzerte im Störtebeker. Als Mitherausgeber des Millerntor Roar organisierte er die Fanstrukturen, baute den Fanladen mit auf und wurde Fanbeauftragter. Seit 1998 ist er beim FC St. Pauli als Organisationsleiter angestellt.

taz hamburg: Auf was freuen Sie sich mehr. Auf das Derby oder die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum der Hafenstraße?

Sven Brux: Auf das Derby.

So eindeutig?

Ich habe mir die Bands angeguckt, die auf dem Jubiläumsflyer sind. Die Hälfte ist ja nur noch Techno und Elektro. Das ist nicht mein Ding. Da hat das Derby mehr zu bieten.

Also ein unwichtiges Jubiläum?

Nein, es ist schon wichtig für einige von uns. Verbunden mit schönen und derben Erinnerungen, die einen geprägt haben. Man konnte feststellen, was mit Leuten angestellt werden kann, die sich nicht konform verhalten haben. Zum Glück ist das in relativ gute Bahnen gelenkt worden. Solange da immer noch unkommerzielle Konzerte stattfinden können, wie jetzt im Störte ist das schon klasse, wenn man das mit dem sonstigen Clubleben vergleicht.

Es wurde ja auch kräftig Karneval gefeiert.

Wir haben im Ahoi die erst Fanklubparty gefeiert und sind auch mal Polonaise tanzend in der Hafenstraße unterwegs gewesen. Das zeigt doch aber auch nur, das schon damals der Hafen für viele Sachen offen war.

Ist die Wandlung vom ehemaligen Aktivisten und Fan zum Angestellten des Vereins nicht ungewöhnlich?

Die Lebenswege gehen nun mal weiter und wenn grundsätzliche, alte Überzeugungen nicht über den Haufen geworfen werden, kann sich die Tätigkeit an sich ja bereits ändern. Der Wechsel vom Fanladen zum Verein ist logisch gewesen, weil ich der Meinung war, das Fanbetreuer dem Alter der Fans entsprechen sollten, die man begleitet. Sonst passt da mit den Lebenswelten nichts mehr. Deswegen hatte ich kein Problem damit.

Stört es Sie auch nicht, den Totenkopf als Symbol alternativer Fanaktivitäten jetzt als Vermarktungsobjekt auf Jute-Beuteln zu sehen?

Das ist auch so ein Lauf der Dinge, die man nicht aufhalten kann. Das ist in der Musik und im Kulturbereich schon immer so gewesen, das Underground irgendwann vermarktet wurde. Dagegen kann man sich schlecht wehren. Aber die Vermarktung sollte sich vielleicht mal überlegen, Dr. Mabuse eine entsprechende Gegenleistung auszuloben. Und sei es nur in Form einer Paarjahresdauerkarte für lau. Immerhin war er es, der damit angefangen hat. Das wäre eine Geste.

Wirken Sie in solchen Sachen auch auf ihren Arbeitgeber ein?

Wir setzen uns ja einmal wöchentlich mit allen Abteilungen zusammen. Da werden solche Sachen angesprochen. Stimmt, das wäre mal ein Punkt für die nächste Sitzung.

Sicherlich kollidiert dabei doch auch gelebte Fanüberzeugung mit den Arbeitsweisen im Verein?

Natürlich gibt es Reibungspunkte zwischen Fans und dem Verein, Stichwort Pro 15.30 Uhr oder DSF, da kann man aber dann nur versuchen Kompromisse zu schließen. Früher waren noch nicht mal Kompromisse möglich, wie heutzutage immer noch bei einigen Vereinen.

Hört sich nicht nach Heimweh in Richtung Rheinland an.

Nur selten, wie auf der Kölsch-Party mit den Kölnern Aber richtig Heimweh habe ich nicht.

Fragen: Oke Göttlich

Festprogramm 20 Jahre Hafenstraße mit zahlreichen Bands von Punk bis Techno im Ahoi und derVolxküche heute und morgen Abend