■ UrDrüs wahre Kolumne
: Rettung für den VEB Bremen

Nun ist es aber hohe Zeit, den Adventskalender zu besorgen und den grünen Tannenkranz zu flechten, will man seine Zugehörigkeit zu diesem Kulturkreis nachhaltig unter Beweis stellen. Eine Alternative wäre vielleicht noch, auf das Angebot jener etwa zehnjährigen Knaben aus Utbremen einzugehen, die sich mit ihrem privaten Miniflohmarkt unweit des Wartburgplatzes verschanzt hatten und unter anderem einen Plastiknikolaus offerierten, der als Bewegungsmelder fungierte und beim Vorübergehen „Hohohoho“ ausrief. Für einen Zehnmarkschein hätte ich das Teil gern mitgenommen, aber die Verkäufer beharrten auf einer Preisvorstellung von zehn Euro, was sie prompt mit „zwanzig Mark“ gleichsetzten und so erläuterten: „Wird doch jetzt alles teurer, dafür kann man im nächsten Jahr bei Günter Jauch auch mehr gewinnen!“ So also ist das gedacht, nee danke.

Endlich Bier im Bremer Ratskeller, das in der Tat kann dieser Subventionsruine des VEB Bremen zur Rettung und zur Ehre zugleich gereichen. Ob das aber nun unbedingt das interkontinentale Massenprodukt Becks von Intabruh sein muss, sollte schon eine Überlegung mehr wert sein: Eine Lokalitätenbrauerei mit Stadtmusikanten-Pils, Roland-Export und Gesche-Dunkel wäre das Mittel der Wahl, um hier Zahlen so schwarz wie Guinness oder Köstritzer zu schreiben! PS: Dieser gute Rat aus hanseatischer Grundhaltung ist selbstverständlich kostenlos. Und ansonsten bleiben wir Bierpatrioten tolerant: Nix gegen Wein im Kellergewölbe.

In einer Straßenbahn der Linie 3 rotzt ein junger Mensch mutmaßlich türkischer Abstammung geräuschvoll und ziemlich ergiebig auf den Boden, und während ich noch darüber nachdenke, ob und wie ich diesen Sachverhalt rügen kann, greift eine Dame um die 70 zu Regenschirm und Selbstjustiz gleichermaßen und haut dem Rüpel den Knauf mit einiger Wucht auf die Schulter, um dann befriedigt festzustellen: „So. Und was sagst du nun?“ Und siehe! Der junge Mensch bückt sich beschämt, wischt den schleimigen Quaddel mit einem Stück Papier auf und flüstert leise, aber doch unüberhörbar: „Tschuldigung, Oma!“ Interkulturelle Kommunikation kann mehr als Chance zum Miss-verstehen sein...

Erst über den Umweg der neuen „Titanic“ erreichte mich ein wunderschönes Zitat aus dem neuen ErstsemesterInnen-Info des Bremer ASTA, in dem es zum Thema Feminismus heißt: „Ein theoretisches Verständnis von patriarchalen Herrschaftsstrukturen hilft, konkrete Ausdrücke dessen eben als solche, und nicht als persönlich gegen sich selbst gewandte Übel wahrzunehmen.“ Kleines Übel? Großes Übel? Mehr trinken, dann gibt sich das!

Raben sind bekanntlich schlaue Vögel und lassen sich auch in Bremen nicht einfach so von irgendwelchen Hanswursts im grünen Loden abballern, selbst wenn die CDU-Bürgerschaftsfraktion die Jagd auf sie jetzt über das ganze Jahr zulassen will. Dass sie aber so schlau sind, sich die Auto-Kennzeichen der Piffpaffs zu merken, wie Landesjägerschaftspräsident Gehard Delhougne jetzt beklagte („Bei anderen Autos rühren sie sich nicht, aber wenn wir kommen, sind sie blitzschnell weg“), wage ich denn doch zu bezweifeln. Mordlust sorgt eben für eine ganz spezifische Aura, die so ein schlauer Rabe mit dem sechsten Sinn erkennt.

In der Hoffnung, dass sich die Dorfältesten dieses Kirchspiels wenigstens von der neuen Unterschriftensammlung der Tierschützer gegen wissenschaftliche Affenfolter an der Uni Bremen beeindrucken lassen, verbleibt mit freundlichen Adventsgrüßen,

Ulrich „Gorilla“ Reineking