Gastronomische Katastrophe mit drei Buchstaben

Ein Kännchen Assam, bitte!

Es ist immer dasselbe: Wer Tee bestellt, wird abgestraft. Es sind fürchterliche Strafen, die nach Spülwasser und Einlauf vom Hals-Nasen-Ohrenarzt schmecken. Nur nicht nach Tee. Dass die Teekultur, wenn es sie in Deutschland jemals gab, auf den Hund gekommen ist, kann in fast jedem Restaurant, jedem Café und jedem Hotel täglich besichtigt werden. Kaum jemand kann einen anständigen Tee zubereiten. Der Süden des Landes ist schlimmer als der Norden.

Missverständnis Nummer eins: Viel hilft viel! Wenn tatsächlich offene Tees und keine Teebeutel vorhanden sind, was schon ein beachtlicher Fortschritt ist, wird kräftig hingelangt und in den Filter reingestopft, was reinpasst. Man will ja nicht knausrig sein beim Tee. Beim Wasser dann schon: Die meisten Kännchen sind viel zu klein dimensioniert, das Ergebnis ist eine untrinkbare Alkaloidbombe, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen müsste und einen von innen zitternden Gast hinterlässt, dem für den Rest des Tages die Haarspitzen knistern.

Missverständnis Nummer zwei: Der Gast soll selbst bestimmen, wie lange der Tee ziehen soll. Also bekommt er ein Kännchen „heißes“ Wasser und trockenen Tee appliziert. Diese Methode hat zumindest den Vorteil, dass man meist die Hälfte der Teeblätter aus dem Filter pulen und die übliche Überdosierung verhindern kann. Doch wie soll man mit dem längst abgekühlten, manchmal lauwarmen Wasser einen aromatischen Tee zubereiten? Schwarzteeblätter müssen mit kochendem, noch sprudelnden, möglichst weichem Wasser gebrüht werden, grüner Tee mit achtzig Grad heißem Wasser.

Missverständnis Nummer drei: der Gebrauch von Teebeutel, Tee-Eiern und anderen Folterwerkzeugen. Teebeutel sind in der Regel mit Teestaub (Dust oder Fannings) gefüllt, die wenig bis kein Aroma haben. Richtige Teeblätter können sich in diesem Behältnis ohnehin nicht entfalten. Das gilt auch für Tee-Eier, die selbst hochwertige Füllungen strangulieren.

Also: einen halben bis einen ganzen Teelöffel beste Schwarzteeblätter pro Tasse in einen offenen Filter geben, mit kochendem Wasser überbrühen und drei bis vier Minuten ziehen lassen (den Gast nach seinen Wünschen fragen). Ist das so schwer? In Gegenden mit besonders hartem, aromatötendem Wasser hilft eine halbe Messerspitze Hydrogenkarbonat. -man-