Genossen Banker feiern 75-sten

■ Die „Bremische Volksbank e.G.“ ist stolz auf ihre mittelständische Tradition. Aber die Zukunft der kleinen Volksbanken liegt in der Fusion

75 Jahre ist es her, da setzten sich zehn Bremer Kaufleute und Handwerker in der Martinistraße 20 zusammen, und dieses Datum – 1926 – gilt als die Gründung der „Bremischen Volksbank“. Wer das damals war? Da müsste der heutige Volksbank-Vorstand Jürgen Burhop in die alten Akten gucken, die Namen spielen auch heute keine Rolle mehr. Wahrscheinlich hatten drei zuviel Geld und fünf zu wenig, und so liehen die einen es den anderen und bezeichneten das Ganze, wie es damals üblich war, als „Genossenschaft“. Nach einem Jahr hatte die Genossenschaft schon 105 Mitglieder, aber dann kam die Weltwirtschaftskrise und es ging wieder bergab. Die eigentliche „Geschichte“ des Geldinstitutes, das heute hinter der Sparkasse und der Neelmeyer-Bank die „dritte“ Adresse unter den rein bremischen Geldinstituten ist, begann nach dem Kriege. Der Panzerschrank mit den Kreditakten war von einer Luftmine 1945 bis in ein Trümmergrundstück „Am Wall“ geschleudert worden, die Unterlagen darin blieben aber lesbar, und so begann die Genossenschaft in den Räumen an der Domsheide, die heute von McDonald's genutzt werden, ihre Geschäfte neu aufzubauen. 1950 waren es 487 Genossen, die Summe der Einlagen: 600.000 Mark.

Inzwischen hat nicht nur der kleine Handwerker, sondern auch der Stift sein Gehaltskonto. Die Bremische Volksbank wuchs auf insgesamt 30.000 Kunden, davon sind 6.500 auch Mitglieder und damit Besitzer der Genossenschaft.

Im 75. Jubiläumsjahr wird die Bilanzsumme eine Milliarde Mark übersteigen, prognostiziert Burhop pünktlich zum Geburtstagsempfang am Sonntag. Der Euro wird die Bank aber wieder weit unter diese Marke drücken. Auch die Bremische Volksbank spürt die Flaute der Konjunktur, rechnet aber dennoch mit einem Zuwachs von 7 Prozent im Kundengeschäft gegenüber dem Jahr 2.000.

Das im Banken-Vergleich winzige Institut bedient seine Nische mit Erfolg, unterstreicht Vorstand Klaus-Peter Laabs, die meisten der ca. 3.000 Geschäftskunden haben auf der Genossenschaftsversammlung Sitz und Stimme – unabhängig von der Höhe ihrer Einlage. Nach dem alten demokratischen Prinzip gilt „one man, one vote“ – ganz wie bei der taz-Genossenschaft.

Wenn da nicht noch etwas anders wäre. Der „Genossenschaftsverband Berlin-Hannver eV“ (GVBH), der regionale Dachverband der norddeutschen Volksbanken, hat einen Strukturplan vorgelegt, nach dem aus 160 kleinen und zum Teil sehr kleinen Instituten am Ende vielleicht „als Fernziel“ 20 überlebensfähige Volksbanken werden sollen. „Eine Fusion wäre sinnvoll für unser Haus“, bekennt sich auch Burhop zu dieser Strategie. Im Lande gibt es in Bremen-Nord eine selbstständige Volksbank, die für eine Fusion in Frage käme, im „Speckgürtel“ könnte der Kreis von Verden bis Sottrum gezogen werden. Aber das entscheiden die kleinen Genossenschaftsbanken alle sehr autonom, und da will die Bremische Volksbank, mit Abstand die Größte im Kreis, nicht den Eindruck erwecken, sie würde drängeln. „Wir wären bereit, entsprechende Gespräche zu führen“, formuliert Burhop. Offenbar tun sich derzeit erst einmal die kleinen Volks- und Raiffeisenbanken zusammen: In Delmenhorst und in Osterholz-Scharmbeck/Bremervörde finden solche Fusionen statt. Das aber, davon ist Burhop überzeugt, ist nur der Anfang des Prozesses. Aufgrund der großen Bindung der Mitglieder der Genossenschaften an „ihre“ Bank kann dieser Prozess nur langsam vorankommen, angestoßen und geschoben vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken.

Zu ihrem 75. Geburtstag hat die Bremische Volksbank sich noch eine „Stiftung“ geleistet, deren Kapital 750.000 Euro betragen soll. Da dürfen die Bank-Genossen auch über die Förderung kultureller Zwecke entscheiden, aber das wird noch dauern: Die sparsamen Banker wollen nur nach geschäftlichem Erfolg vom Geld ihrer Kunden insgesamt 75 Mal 10.000 Euro einzahlen. K.W.