fundgrube I
: Lakritz & Co.

Dass Lebensmittel nicht nur den Gaumen überzeugen müssen, sondern auch das Auge, ist eine gern ausgesprochene Weisheit. Das gilt besonders für die Leckereien, mit denen bereits in der Kindheit der Geschmack jenseits der lebensnotwendigen Essensaufnahme kultiviert wurde.

Die Signalwirkung der äußeren Gestaltung erhält sich im Erwachsenenalter und setzt den weihevollen Nimbus der Genussmittel fort.

Das Konzept des Ladens „kadó“ im Kreuzberger Graefe-Kiez beruht zu einem gut Teil auf dieser Sentimentalität. Die Betreiber haben sich der Fortdauer des „authentischen Geschmacks“ von Lakritzen, Pfefferminz und anderen Leckereien verschrieben. Hier fand ich, aufgewachsen an der deutsch-niederländischen Grenze, überraschend die geliebten, mit auf der Zunge prickelndem Salmiak gefüllten Lakritzbonbons oder die scharfen Drops mit dem seit Kindertagen bekannten Äußeren wieder.

„kadó“ ist nämlich gleichzeitig ein Eldorado für Liebhaber traditioneller Verpackungen, etwa für Spezereien wie konzentriertem Kakao oder den anlässlich „Sinterklaas“ – wie Nikolaus in den Niederlanden heißt – angebotenen, mit Marzipan gefüllten Spekulatius.

Als Mitbringsel schätze ich auch den italienischen „Fiat Nougat“, dessen sachliches Design der einzeln verpackten Schichtwürfel den intensiven Geschmack eigentümlich unterstreicht.

Für den eigenen Konsum kaufe ich die ebenfalls italienischen Minzpastillen namens „Leone“; die kleinen, zylinderförmigen Dragees in der kleine Packschachtel erscheinen auch nach längerer Verweildauer in der Tasche appetitlicher als die ewig zerdrückten Minzrollen oder Kaugummipäckchen.

Mit über 100 Lakritzsorten ist „kadó“ freilich vor allem das Lakritzfachgeschäft in Berlin. Im Sortiment überwiegt das schwarze Naschwerk aus den Niederlanden, aber auch aus Dänemark, Finnland, Spanien und sogar Kasachstan wird das aus Süßholzwurzeln hergestellte Produkt importiert. Zu den zunächst verstörenden Sorten gehören die schwedischen Salmiakbällchen, bei denen man neben Lakritz und Salmiak auch Banane und Zitrone schmeckt.

Süßholz zu raspeln ist in diesem Gewerbe nicht nur Schmeichelei, sondern kann heilende Wirkung entwickeln. Denn das Süßholz hat anerkannt antiseptische, antientzündliche und hustenlösende Eigenschaften. Gegen Magenbrennen, Blähungen und Verstopfung hält „kadó“ auf der Website einige Rezepte bereit. Für die bevorstehenden Feiertage eine gute Empfehlung. Mikas

„kadó“, Graefestraße 75, Berlin-Kreuzberg Di–Fr 9.30–18.30 Uhr, Sa 9–14 Uhr; www.kado.de