montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Draußen herrscht der Krieg und drinnen der Rausch der Geschenke. So lautet das Motto, das Leitwort und Sinnbild unserer Tage. Ist dieser Zustand schlecht? Ich meine nein. Früher, als die Linken, zu denen ich leider auch einmal gehörte, tonangebend waren, sprach der Zeitgeist vom „Konsumterror“. Ein Pyrrhusgeschenk fürwahr. Besonders für eine Gesellschaft, ein Volk und eine Nation im Kältezustand. Haben nicht die Achtundsechziger und ihre grüne Nachfolgeorganisation die Kälte in unser Leben gebracht? Indem sie das Schenken als materialistischen Prozess einer kapitalistischen Welt schmähten. Ein gordisches Geschenk, an dem wir lange zu knabbern hatten. Wir sollten uns alle besinnen und mehr geben statt nehmen. Auch und gerade in Zeiten des Terrors. Auch ich würde gern jemanden beschenken, wäre da nur jemand. So sitze ich in einem Straßencafé der Berliner Mitte und sehe wehmütig all denen nach, die beschenkt werden wollen. Es ist noch nicht zu spät für mehr Wärme . . .

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.