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: Fliegendes Brot zur Prime Time

„Die neuen Fernsehmacher“

(Mo.–Do., 21.15 Uhr, RTL 2)

Das Fernsehlabor RTL 2 lässt derzeit mit einem für Kleinsender hohen Aufwand eine spektakuläre Hypothese prüfen, die da lautet: Wenn die Zuschauer ihr Programm selber machen dürfen, wird es genauso öde wie sonst auch.

Das Ganze heißt „Die neuen Fernsehmacher“ und tarnt sich als Sendung, die vorstellt, was der normale Fernsehgucker während eines langweiligen TV-Abends aus purer Verzweiflung so alles am Wohnzimmertisch entwirft, wenn man ihn lässt.

Und was haben wir nicht alles in der Woche eins bestaunen dürfen: Am Montag probierten Prominente aus, wie herum ein beidseitig beschmiertes Stück Brot auf den Boden fällt. „Was passiert, wenn . . . ?“, hieß das, und 1,19 Millionen Menschen schauten zu.

Am Dienstag dann Gebrauchtwagen: „Gekauft wie gesehen“, lautete der Titel der unmotivierten Mischung aus „ARD Ratgeber“ und Teleshopping. Die Frage muss erlaubt sein, wen gebrauchte Autos interessieren außer denen, die sich gerade eins kaufen. Die Antwort wissen wir nun: 800.000 Zuschauer.

Am Mittwoch wurde gezockt. Die Kandidaten konnten im ungünstigsten Fall nicht nur nichts gewinnen, sondern auch noch ihre Lieblingssachen verlieren. (Die hatten ihre Freundinnen nämlich den Leuten vom Fernsehen gemeinerweise vorher ausgehändigt.) „Zocker-Quiz“ war trotzdem mau: 780.000 Leute wollten’s sehen.

Am Donnerstag schließlich gaben junge Frauen ihren Ex zur Versteigerung frei. Pech nur, wenn einer mit dem „Hey, ihr jungen Mädels“-Blick ausgerechnet von einer Dame ersteigert wird, die gut doppelt so alt ist wie er. Und so wird „Verliebt, verlobt, versteigert“ mangels Konkurrenz zum originellsten Format der ersten Halbzeit erklärt, auch wenn nur noch 428.000 Leute zuguckten.

Ab heute läuft der zweite Durchgang. Und wenn wir ehrlich sind, geht es doch gar nicht um die echt starken Ideen von Zuschauern wie du und ich, sondern darum, dabei zu sein, wenn Aleksandra (kein Druckfehler) Bechtel hinreißend durch die Moderation stolpert und regelmäßig von eben jenen Zuschauern an die Studiowand gespielt wird. ALK/STG