Die Verluste machen andere

■ Skepsis gegenüber dem Internet hat sich für den Bauer-Verlag gelohnt. Personal auf 6300 MitarbeiterInnen ausgebaut

Heinz Bauer steht einem Milliarden-Konzern vor, spricht aber stets lieber vom „Familienunternehmen“, und es klingt dann etwas altväterlich. Der Hamburger Großverlag, dessen Namen der Verleger trägt, ist im Konzern der großen Drei von Gruner&Jahr, Springer und Bauer immer der betuliche gewesen. Gar kein Wunder, dass im vergangenen Jahr, als die Konkurrenz Unsummen in den Internet-Sektor gepumpt hat, Bauer nicht mitmachte und die eigenen Online-Auftritte lieber über interne Schulungen im Hause vorbereitete. Dafür ist Bauer belächelt worden. Heute lächelt niemand mehr. Bauer konnte gestern bei der Jahres-Pressekonferenz relativ gute Umsatzzahlöen für 2000 und 2001 vorlegen, während Springer und G&J an Millionenverlusten im Online-Geschäft nagen. „Wir müssen jetzt nicht wie andere die Trümmer einer Hybris wegräumen“, sagt der Verleger.

Fernseh-, Jugend- und Frauenzeitschriften – das ist der Markt, auf den Bauer sich seit je konzentriert hat, und das hat auch im Vorjahr leidlich funktioniert. Bravo, TV Movie, TV14, Bella, Neue Post, Playboy, Tina – es war nie der große Anspruch an seriösen Journalismus, der hinter der Bauer-Philosophie steckt. Was Gewinn bringt, wird gemacht – und nach der Maxime geht der Verleger auch ins kommende Jahr. Ein Jahr, das angesichts allgemein sinkender Anzeigenerlöse allerdings weit davon entfernt sein dürfte, ein Rekordjahr zu werden. Schon 2001 liegen die Gewinne knapp zehn Prozent unter denen des Vorjahres, 2002 wird es wohl noch mehr absinken. „Das Jahr ist mit vielen Fragezeichen verbunden“, sagt Bauer.

Wenn ein Verlag mal keine Rekordzahlen schreibt, tauchen gleich Übernahmegerüchte auf. Zum Beispiel das, Bauer wolle sein Unternehmen an den britischen Pressegiganten Rupert Murdoch verkaufen. Der Verleger hat das gestern heftig dementiert. „Ich habe selbst keine Ahnung, wie solche Nachrichten zustande kommen“, sagt er: „Ich fühle mich selber fit und werde noch eine ganze Weile hier sitzen.“

6300 MitarbeiterInne arbeiten inzwischen weltweit für das Bauer-Imperium: Dem Verlag gehören Zeitschriften in Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien, England, den USA, Portugal, Frankreich, Spanien und Mexiko. Außerdem beteiligt sich Bauer an Radio Hamburg, RTL2 und dem Internet-Unterhalter Me Myself and Entertainment MME.

Peter Ahrens