■ Hör zu bei der Hörzu
: Bremen: Kunst und Verbrechen

Wir haben es schon immer gewusst. Bremen ist Deutschlands heimliche Kulturhauptstadt. Das belegt jetzt auch eine von der Fernsehzeitschrift Hörzu in Auftrag gegebene Analyse. Im Bereich der Freizeit- und Kulturangebote erreichte Bremen unter allen deutschen Städten über 100.000 Einwohner den fünften Platz. Lediglich in Hamburg, Köln, München und Frankfurt ist am Abend noch mehr los als in der Wesermetropole. Das mag vielleicht daran liegen, dass diese Städte deutlich größer sind als die Hansestadt. Doch auf Größe kommt es der Hörzu nicht an. „In Hamburg stehen 105 Diskotheken zur Auswahl, in Leverkusen sind es gerade sechs“, stellt das Blatt nüchtern fest. Aber jetzt kommt's: Berlin konnte nur Platz 12 erobern und rangiert damit noch hinter solch ländlichen Boomtowns wie Münster, Wiesbaden und Kassel.

Bremen verdankt seinen fünften Platz in erster Linie dem vielfältigen Angebot an Theateraufführungen. Oldenburg kam bei der Freizeitanalyse auf den 54. Platz, schwaches Mittelfeld. Ebenso Bremerhaven. Platz 50 für Kultur und Lifestyle in Fischtown. Die absoluten Loser sind im Übrigen Remscheid, Bergisch Gladbach und Salzgitter. Ein Schelm, wer das vermutet hätte.

Das Sozialforschungsinstitut, das die 83 deutschen Großstädte verglichen hat, interessierte sich aber nicht nur für die Kultur. Die Städte wurden auch auf ihre Sicherheit, die Wohnkosten, die beruflichen Angebote und das Thema Gesundheit überprüft. Bei der Sicherheit spielt auch die Nähe zu Atomkraftwerken, die seit kurzem ja potentielle Anschlagziele sind, eine Rolle.

In der Gesamtwertung liegt Bremen plötzlich nur noch auf dem 56. Platz. Wie kommt–s? Die laut Analyse viel zu hohe Kriminalität drängt die neue deutsche Kulturhauptstadt tief in den Keller. Schließlich gibt es hier bundesweit die meisten Morde, Vergewaltigungen und Raubüberfälle. „Seit dem 11. September ist den Menschen Sicherheit besonders wichtig“, sagt Wolfgang Steinle vom Kölner Sozialforschungsinstitut „Empirica“, das die Studie durchgeführt hat. Sicherheit bedeute Lebensqualität. Schlecht schneidet Bremen auch bei den Mietpreisen und der überregionalen Verkehrsanbindung ab. Auch bei Arbeitsmarkt und Jobsicherheit liegt der Stadtstaat unter dem Durchschnitt.

Oldenburg hingegen kommt gut weg. Unter den norddeutschen Städten liegt die Universitätsstadt trotz Finanzkrise klar an der Spitze. Ganz knapp an der roten Laterne ist Bremerhaven vorbeigeschrammt. Nur Herne, Bottrop, Recklinghausen und Chemnitz bieten der Analyse zufolge eine geringere Lebensqualität als die Hafenstadt. Bei der Sicherheit belegt Bremerhaven sogar den vorletzten Platz. Nur für Kaiserslautern kam es beim Hörzu-Sicherheitscheck noch dicker.

evl