Bereichernde Begegnungen

■ Doner trifft Merit: Die International University Bremen führt StipendiatInnen mit ihren Gönnern zusammen. „Positive thinking“ ist bei der Privatuni angesagt

Das Buffet wird gerade aufgebaut, die Platzkärtchen sind schon verteilt. Artig steht eine Gruppe Erstsemester in Anzug und Kostüm am Montagabend vor dem „faculty club“ auf dem Campus der International University (IUB) in Grohn und begrüßt die geladenen Gäste. „Auf diesen Moment haben Sie alle gewartet“, wird Andrea Gavriel, für die IUB damit beschäftigt Geldquellen aufzutun, wenig später mit Blick auf die Eleven verkünden: „Die Personen kennenzulernen, die ihnen das Studium ermöglicht haben.“

60 Stipendien über 15.000 Euro (30.000 Mark) hat Gavriel im ganzen norddeutschen Raum eingeworben, etwa die Hälfte davon bei Privatleuten, je ein Viertel bei Firmen und Stiftungen. 31 der Stipendien wurden dieses Jahr an so genannte „merits“ vergeben. Das sind diejenigen der 133 IUB-AnfängerInnen aus aller Herren Länder, die beim hausinternen Bewerbungstest durch besonders herausragende Leistungen aufgefallen waren. Ihnen bleiben damit die Studiengebühren der Privatuni erspart – zunächst für ein Jahr. „Die müssen dann beweisen, dass sie das Stipendium zu Recht erhalten“, stellt Gavriel klar.

„Intelligenz zu fördern, kann ja wohl nichts Schlechtes sein“, begründet Barbara Grobien, eine der wenigen weiblichen Stipendiengeberinnen, ihr Engagement. Als die IUB mit der Bitte um Unterstützung an sie herantrat, habe sie offene Türen eingerannt: „Wir haben die Idee sofort aufgegriffen.“ Die Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft Bremen sieht darin einen Beitrag zur Verbesserung der Bildung in Deutschland: „Die Zukunft gehört den Naturwissenschaften.“

Der Montagabend hingegen gehörte in erster Linie der IUB. „Überrascht und begeistert“ sei er vom Standort Bremen gewesen, gesteht Präsident Frank Schaumann – nicht nur wegen der „wunderbaren Kasernen“ in Grohn und der 230 Millionen Mark Starthilfe aus der Landeskasse, sondern auch, und dabei wendet sich der Präses an seine Gäste, „wegen Ihrer ideellen und materiellen Unterstützung“. Denn es geht nicht nur ums Geld. Die Stipendiengeber, so umreißt Handelskammer-Präses Bernd-Artin Wessels stellvertretend für die geladenen „donors“ deren weitere Pflichten, müss-ten vor allem „positiv denken“. „Es darf nicht unsere Aufgabe sein, danach zu suchen, was hier falsch gelaufen ist oder zu verbessern wäre.“ „I have a dream“, singt der frisch gegründete „IUB students choir“, und Stipendiatin Katsiaryna Barshchynskaya aus Weißrussland bedankt sich im Namen aller „merits“ bei den Mäzenen „to make this dream come true“.

Dann ist der lang erwartete Augenblick da. Paarweise ruft Zeremonienmeisterin Gavriel Stipendiengeber und Stipendiaten nach vorne: „Stahlwerke Bremen, vertreten durch ...“ Händeschütteln, Urkunde, Posing für die Kameras. Zumindest den Geldgebern ist anzumerken, dass sie nicht zum ersten Mal im Blitzlicht stehen. „Wir teilen Ihnen mit, dass Ihre Studiengebühren freundlicherweise von ... finanziert wurden“, steht auf dem Blatt, das die Stipendiaten überreicht bekommen. Den meist ausländischen Studierenden soll so die Möglichkeit geboten werden, Kontakte in der Region zu knüpfen. Grobien etwa will für „ihre“ Studentin nicht nur zahlen, sondern auch „bei Sorgen und Problemen versuchen, Ansprechpartnerin zu sein“.

Um Geldgeber zu finden, lädt Gravien gezielt „Rotarier, Lions etc.“ auf den Campus ein und stellt ihnen die Universität vor. „Da ist unheimlich viel Geben und Nehmen“, erklärt die Spendenwerberin das Engagement vieler Mäzene. Die werden auf Wunsch auch im Jahresbericht der IUB genannt: „Das ist ja auch PR.“ Neben den 31 „merits“ werden noch gut 70 der 133 an der IUB in diesem Semester Eingeschriebenen finanziell unterstützt, je nach Bedürftigkeit in unterschiedlichem Ausmaß. Das Geld dafür kommt ebenfalls von privaten Sponsoren. Eine persönliche Bekanntschaft zwischen Studierenden und Geldgebern strebt die IUB zumindest in diesem Jahr jedoch nur bei den „merits“ an – „weil die auch wirklich persönlich zuzuordnen sind“, wie sich Gavriel ausdrückt. Alle Stipendien decken höchstens die Studiengebühren ab und werden direkt an die IUB gezahlt. Was den Lebensunterhalt betrifft, geht es an der IUB ganz realistisch zu. Gravien: „Wer kein Geld hat, muss entweder arbeiten oder ein Darlehen aufnehmen.“ Armin Simon