Der Narr

Der König sprach mit dumpfem Ton„Hofnarr, da ist er ja schon. Ich ließ ihn kommen mit dem Ziel, dass er mir hier den Trottel spiel Und dabei derbe Späße treibe, auf dass kein Auge trocken bleibe. Und kann er mich nicht unterhalten,Dann lass ich ihm den Schädel spalten.“ So sprach der König, man weiß das schon,Zum Narren hin mit dumpfem Ton. Der Hofnarr kratzte sich am Kinn Und dachte stumm: „Das krieg ich hin.“

„Lachen“, sprach der Schalk ergeben,„Lachen ist das Salz im Leben. Oder anders formuliert: Der Lachende die Welt regiert. Man könnte es auch so ausdrücken: Ein Witz schlägt mehr als tausend Brücken. Oder vielleicht so herum: Ohne Humor kommt man um. Ein altes Sprichwort pflegt zu sagen: Ein Witz vertreibt die größten Plagen, Und selbst das dunkelste Verließ Macht ein Scherz zum Paradies. In feuchtester Novembernacht Hat oft ein Witz Dich froh gemacht. Aus Deinem Mund ein herber ScherzWird brechen jedes Frauenherz.Verlierst Du all Dein Geld beim Spiel,Lach Dich kaputt, war eh nicht viel. Sieht Dich Dein Weib im Freudenhaus,Dann geh halt lachend wieder raus.Und spürst Du Harndrang in der Nacht,Raus damit und totgelacht.Brichst Du beim Sturz Dir alle Glieder,Ein Witz, und alles wird schon wieder.Und fall’n Dir Deine Zähne raus,Musst lachen, sieht eh besser aus.Ich schwöre Ihnen, Majestät,Mit Lachen alles besser geht!“

Der Narr schwieg still und blickte stummAuf sein erlauchtes Publikum. Der König war sehr ärgerlich, Drum schwieg auch er und dachte sich:„Das Narrentum war früher besser.“ Und lieferte den Schalk ans Messer.

Jan Kaiser