Seriöse Rechte erwünscht

■ Das Box-Imperium Universum braucht morgen dringend einen Erfolg von Vitali Klitschko

Christiane Dietzemann, PR-Expertin der Universum Box Promotion, schwärmte. Er habe eine tolle Bilanz: 65 Kämpfe, 57 Siege, davon 35 durch K.o. Sein Gesicht erinnere an das eines „kleinen Bubs“.

Ausnahmsweise ging es mal nicht um die medienkompatiblen Klitschko-Geschwister, sondern um Alexander Dimitrenko, den früherer Juniorenweltmeister im Superschwergewicht. Morgen gibt der 18-Jährige sein Profi-Debüt in Oberhausen. Dimitrenko ist einer der wenigen sportlichen Angestellten des Hamburger Boxstalls, der momentan gute Stimmung verbreitet. Denn gerade die Geschwister-Sternchen Vitali und Vladimir Klitschko sorgten beim Universum-Boxstall im bisherigen Jahresverlauf für Sorgenfalten. Verletzungen und Absagen bestimmten die Agenda.

Es ist daher morgen an Vitali Klitschko, in seinem Kampf gegen Ross Puritty in Oberhausen endlich wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen (Sat 1, 22 Uhr). Der Kampf des 30-jährigen Ukrainers um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht nach WBA-Version könnte auch Universums Amerika-Pläne beflügeln. Unlängst hat das World Boxing Council (WBC) Vitali Klitschko zur Nummer Zwei der WBC-Weltrangliste bestimmt und verfügt, dass er der Pflichtherausforderer für den Sieger des Kampfes zwischen Titelverteidiger Lennox Lewis und dem Ranglisten-Ersten Mike Tyson ist. Eine lukrative Expansionsmöglichkeit mit Tücken für den Universum-Chef Klaus-Peter Kohl, der seit Jahren versucht, in den USA, dem profitabelsten Boxmarkt der Welt, Kämpfe für seine beiden Stars zu organisieren. Sollten die Klitschkos in Übersee die Erfolge feiern, die viele Experten erwarten, stehen die beiden Boxer auf dem Präsentierteller für konkurrierende Promoter. Bisher brachte Kohl seine Faustfechter noch nicht gegen die Top- Boxer wie Holyfield, Lewis oder Tyson in den Ring. Vielleicht fehlten Kohl bisher die richtigen Kontakte, da im Dollar-Land der Werbewert des Sportlers sowie die Pokerkünste des Managers fast wichtiger sind als sportliche Kriterien. Inzwischen könne er sich eine Kooperation mit den Pay-TV-Sendern HBO und Showtime, Amerikas führenden Boxkanälen, „aussuchen“, sagt Kohl. Obwohl der Kampf zwischen Vladimir Klitschko und David Izon neun Tage bevor der Muskelmann bei HBO über die Mattscheibe flimmern sollte, aufgrund eines Muskelfaserrisses bei Klitschko abgesagt werden musste.

Dies war der negative Höhepunkt für Universum. Schon Vitali Klitschko, Dariusz Michalczewski und Michel Trabant mußten Verletzungen beklagen. Davor gab es im Frühjahr Gerüchte über das Ende der Ehe Kohl-Klitschko. Die früheren Kickboxer gründeten ihre eigene Vermarktungsfirma, was bis dahin Universum für sie erledigte. Doch Kohl konnte seine Vorzeigeboxer halten. Die Kooperation ist bis April 2004 datiert – und zur Melange a trois mutiert.

Die UFA Sports, ein zu Bertelsmann gehörender Sportvermarkter, besitzt seit September 2001 die Rechte an dem Duo. „Langfristig“ plane man mit ihnen, sagt Bernd Bönte, der zuständige Klitschko-Betreuer bei der UFA. Laut einer Studie werden mit den Brüdern Attribute wie Seriosität, Intelligenz sowie ein Gentleman-Image verknüpft. Also ein klarer Fall für die Werbebranche. Dumm, dass gleich die erste Kooperation des Trios Klitschko-UFA-Universum – der Izon-Kampf in New York – platzte und die Sportmakler PR-Termine mit Sponsoren, Journalisten und TV-Sendern absagen mussten. Kaum vorstellbar, dass die UFA Sports tatenlos zusähe, sollte die USA-Karriere der Klitschkos unter Kohls Regie stagnieren. Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter des konkurrierenden Sauerland-Boxstalls glaubt daher, dass die Verfügung der WBC „eine schöner PR-Gag fürs Wochenende ist. Denn die Halle in Oberhausen ist ja noch nicht ausverkauft“ und Kohl hat große Pläne mit seinen führenden Angestellten.

Mit dem ZDF vereinbarte der Promoter eine Zusammenarbeit ab August 2002, die die Mainzer 150 Millionen Mark gekostet haben soll. Von „leistungsbezogen“ ist die Rede: je höher die Quote, desto mehr Geld für Kohl. Nur die Klitschkos ziehen etwa zehn Millionen Menschen vor die Mattscheibe, bei allen anderen heimischen Boxern sind die Zahlen deutlich geringer - groß ist deshalb die Abhängigkeit Kohls von dem Brüderpaar. Eine Niederlage Vitali Klitschkos bei seinem Comeback morgen ist das letzte, was der Promoter jetzt gebrauchen kann. Markus Vogt/fog