Das Kapital hat getagt
: Irish Coffee in Pretoria

■ Vortragstag über Investieren in Südafrika beim DaimlerChrysler-Werk Bremen

„Die südafrikanische Gesellschaft ist wie Irish Coffee“, sagte Gavin Pieterse. „Oben eine dünne weiße Sahneschicht, darunter der ganze schwarze Rest.“ Ob bei Arbeit, Bildung oder Kapital – den Schwarzen gehe es immer noch schlecht. Schwarze Frauen, die Landbevölkerung und Behinderte hätten geringe Chance auf Ausbildung. „Südafrika ist weit davon entfernt, Gleichberechtigung umzusetzen.“ Gavin Pieterse, selbst schwarz, ist stellvertretender Vorsitzender der südafrikanischen „Black Economic Empowerment Commission“, die sich dafür einsetzt, dass die 75 schwarzen Prozent der Bevölkerung in der Wirtschaft an Bedeutung gewinnen. Bislang werden nur vier Prozent der südafrikanischen Aktiengesellschaften von Schwarzen geführt.

Pieterses Rede sollte die einzige bleiben, die sich gestern beim „Afrikatag“ im Bremer DaimlerChrysler-Werk kritisch mit der Ungleichheit im Land auseinandersetzte. „Das ist eben die rebellische Art der Jugend“, kommentierte mittags ein ergrauter Unternehmer-Typ bei afrikanischem Straußen-Steak und Rotwein vom Kap der Guten Hoffnung.

Der Afrika-Verein und die „Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft“, deren Vorsitzender DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp ist, hatten ins Bremer Werk eingeladen. Der Automobilkonzern hatte im September 2000 eine Autofabrik im südafrikanischen East London eröffnet, das Bremer Werk eine Patenschaft übernommen.

Südafrikas Finanzminister Trevor Manuel, Botschafter Sibusiso Bengu und Wirtschaftsvertreter von Daimler und anderen Südafrika-Investoren lobten die Chancen des Wirtschaftens am Kap. Der Bremer Werksleiter Helmut Petri erklärte den Kapitalismus in nur einem Satz: „Wir haben nicht in East London gebaut, weil wir so menschenfreundlich sind und Arbeit schaffen wollen, sondern weil wir uns dadurch Profit versprechen.“ Südafrika sei besser als sein Ruf, betonte Claas Daun, der sich schon vor zehn Jahren mit seiner Firma in Südafrika niedergelassen hatte. Die Kriminalität sei gar nicht so hoch. „Einmal hat mir ein Schwarzer meine verlorene Geldbörse zurückgebracht, ohne etwas zu stehlen.“ Man müsse Vorurteile abbauen, forderte Daun im gleichen Atemzug. Die Politik des Finanzministers sei richtig, obwohl er – Daun betonte dies mehrmals – einer sozialistischen Partei angehöre.

Der Finanzminister erklärte die positive wirtschaftliche Entwicklung seines Landes. Südafrika sei nicht von Rezession bedroht. Die Inflationsrate sei gesunken, der Wechselkurs des Rand niedrig, was ausländisches Investment begüns-tige. Die Leitzinsen will Südafrika nicht senken. „Wir würden uns Spekulanten aussetzen, die wir nicht wollen.“ Trevor Manuel warb um internationale Firmen, die langfristig in Südafrika investieren wollen. Das DaimlerChrysler-Werk sei wichtig für das Land, so der Minister. 900 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen, 3.500 weitere bei Zulieferfirmen, die sich rund um die Fabrik angesiedelt haben.

Manuel lud ein, Südafrika zu besuchen und die Schönheit des Landes selbst zu erleben. Das tat auch die südafrikanische Tourismus-Managerin Annemarie Ferns. Immer mehr Deutsche kämen in ihr Land, stellte sie fest. „Kürzlich erst war Gotthilf Fischer da.“ Bald schon wollen Heiner Lauterbach und seine neue Frau ihre Flitterwochen am Kap verbringen – und bei Irish Coffee in Pretoria die Seele baumeln lassen.

Ebbe Volquardsen