■ Reaktionen zum Kommentar von S. Knaul
: Frieden mit Scharon?

betr.: „Israel muss seine Grenzen schließen“ (kein frieden mit arafat), taz vom 3. 12. 01

„Zum Unglück Rajoubs und der Israelis erklärten Hamas und Dschihad jedoch, dass es keine Gewaltakte gegen Landsleute und Glaubensbrüder geben werde.“ – Frau Knaul, würde es dem israelischen Volk zum Glück gereichen, wenn zusätzlich Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen der Gewalt der Hamas ausgesetzt wären? Die Männer, die Israel mit so viel Leid überziehen, sollten also einen Kopf rollen lassen, der sich nicht gegen sie durchsetzen kann oder will? Kann? Schlicht und ergreifend: absurd. RAINER KURY, Freiburg

„Dass Arafat kein Partner für den Frieden ist, war Scharon schon länger klar. Solange Arafat das Sagen in den Palästinensergebieten hat, wird die Gewalt nicht enden. Jede weitere Friedensvereinbarung dürfte so folgenlos bleiben wie die bisherigen. Woran es liegt, mag dahingestellt bleiben: ob an Arafats mangelndem Willen oder an der zunehmenden Anarchie in seinem Herrschaftsgebiet.“

Ist es denn Arafat gewesen, der vor einem Jahr mit seinem Besuch des Tempelberges die Israelis brüskiert hat und eine neue Welle der Emotionen, des Hasses und des Terrors initiiert hat? Lässt Arafat ständig weiter neue jüdische Siedlungen in palästinensischem Gebiet errichten? Lässt Arafat keine Möglichkeit aus, die Gegenseite zu brüskieren und provozieren? Ist es Arafat, der den Palästinensern das Wasser wegnehmen lässt, der der Jugend eine chancenlose, depressive Zukunftslosigkeit bietet?

Scharon behauptet regelmäßig, Arafat sei für die letzten aktuellen Terroranschläge persönlich verantwortlich. Woher soll der denn Einfluss auf oder aber Kontrolle über seine „Landeskinder“ haben, wenn man ihm schon so eine paternalistische, reglementierende Rolle einräumt. Wie soll er denn mit einer schwachen Polizei, die noch dazu von den israelischen Militärs selbst angegriffen wird und deren Polizeistationen zerstört werden – wie soll eine solche Polizei gegen Terroristen vorgehen? Soll Arafat gewaltsam gegen sein eigenes Volk vorgehen, um seinen Einfluss auf den Gang der Dinge zu erhöhen? Wie soll man Einzelkämpfer, die aus Verzweiflung und/oder religiösem Fanatismus handeln, kontrollieren?

Jede Menge Fragen tun sich auf. Scharon hat keinen Heiligenschein und eine sehr unrühmliche Rolle im ganzen palästinensisch -israelischen Verhältnis. [...] WOLFRAM ROGER, Bremen

Den Kommentar finde ich ziemlich daneben. Was hier steht, ist gelinde gesagt nichts anderes als der Wunsch, Arafat möge möglichst bald und möglichst nicht natürlich sterben, damit in Nahost Frieden einkehrt. Eine menschenverachtende Einstellung auf Seite eins. JENS FEIN, Heidelberg

Dass Arafat die Palästinensergebiete nicht durchgängig kontrolliert, ist uns nicht neu. Dass Friedenswillen bei Arafat allenfalls eine pragmatische Ausprägung einer schillernden Gestalt darstellt, zu der ebensogut Abwiegelung, Schmäh oder Terror gehören, wissen wir seit über 20 Jahren. Dazu brauchten wir keinen Kommentar von Susanne Knaul am Montag in der taz. Erhellt der Kommentar Ursachen? Nein. Bringt er neue Denkansätze? Kaum, es sei denn, man hielte Überlegungen, unter welchen Umständen eine Ermordung Arafats den Friedensprozess (was auch immer damit gemeint sein mag) fördern könnte, für einen bisher unentdeckten Gedankengang. [...] VOLKER HERRLING, Speyer

Frau Knaul scheint ja der Meinung zu sein, dass Scharon im Gegensatz zu Arafat Frieden will. Diese Erkenntnis zeichnet sie als Expertin aus, weil außer ihr wohl niemand darauf käme, angesichts schwerer Angriffe Israels auf Palästina und Scharons Vergangenheit bezüglich der Lager im Libanon.

Scharon stimmt doch wohl eher deswegen Verhandlungen nicht zu, weil er keinen Frieden in der Region will und nicht, weil die Gewalt anhält. Denn diese produziert er ja selber unablässig.

Völlig daneben ist jedoch die Spekulation und Überlegung einer taz-Journalistin über die passende Ermordung von Arafat. Alles o.k. – wenn’s ins politische Kalkül passt. Was wohl passiert, wenn sie ähnliche Überlegungen bezüglich Herrn Scharon äußern würde? Was meinen Sie – hätten Sie es gedruckt?

SIEGBERT BRUDERS, Berlin