Schattenspiele unterm Büroturm

Ein neues Stadion ohne Konzerte, Schwimmbad und Gesundheitspark für den Stadtteil und ein 17-geschossiger Büroturm: Die neuen Pläne des FC St. Pauli  ■ Von Sven-Michael Veit

Im Frühsommer 2004 könnte das neue Stadion des FC St. Pauli stehen. Auf demselben Platz wie das jetzige baufällige Millerntorstadion auf dem Heiligengeistfeld, als Zentrum einer städtebaulichen Planung, die das gesamte Erscheinungsbild an der Budapester Straße verändern wird. Das Schwimmbad soll abgerissen und neu gebaut werden, daneben sollen ein Sporthotel und ein 17 Stockwerke hoher Büroturm entstehen, die ungastliche Freifläche zwischen Bad, Stadion und dem südlich angrenzenden Telekom-Gebäude wird neu und einladend gestaltet.

„Das sind aber alles noch lange keine fertigen Planungen“, betont Frank Fechner, Chefkoordinator des Stadtteilvereins für den Stadionneubau. Auf einer Info-Veranstaltung für die Sanierungsbeiräte der angrenzenden Quartiere stellte er am Donnerstagabend im Haus der Jugend St. Pauli die Planung in Grundzügen vor – und musste sich kritischer Bemerkungen erwehren. Vor allem das Verkehrskonzept und die Höhe des Büroturms stellten die etwa 50 Beiratsmitglieder in Frage.

Die Neuplanung des FC St. Pauli fußt auf den alten Plänen des Ex-Präsidenten Heinz Weisener, sieht aber eine deutlich abgespeckte Variante vor. Ein reines Fußball-Stadion für 32.500 Zuschauer soll entstehen, je zur Hälfte Sitz- und Stehplätze. Die überdachten Ränge sollen im Hinblick auf eventuelle internationale Spiele auch zu 25.000 Sitzplätzen umgebaut werden, etwa 30 Logen für betuchtere Fans sind ebenfalls vorgesehen. Eine Vollüberdachung des Spielfeldes soll es jedoch nicht mehr geben – und auch keine Sonderveranstaltungen mehr.

Auf einer Nutzung für bis zu 30 Konzerte und andere Großveranstaltungen basierte das Weisener-Konzept, von dem der Verein sich jetzt verabschiedet hat. Damit wird eine zusätzliche Lärm- und Verkehrsbelastung für die AnwohnerInnen vermieden, so Fechner. Zur Refinanzierung der Investition, deren genaue Höhe der Chefkoordinator „noch nicht genau beziffern kann“, setzt der Verein auf zusätzliche Nutzungen.

In der Südtribüne zur Budapester Straße sollen Mietflächen für Praxen, Gastronomie und das vereinseigene Clubheim entstehen, das Schwimmbad soll in Kooperation mit der Bäderland GmbH zum Zent-rum eines Sport- und Gesundheitsparks werden. Neben einem Reha-Zentrum sollen hier ein Babyplanschbecken, ein Bewegungskindergarten und Freiflächen „ausdrücklich Angebote für den Stadtteil“ sein, so Fechner, der sich auch eine Kooperation mit dem Gesundheitszrentrum in nahegelegenen Hafenkrankenhaus „vorstellen“ kann. „Die öffentliche Funktion im Bäderland-Konzept bleibt erhalten“, versicherte er auf Nachfragen der Versammlung. Die Nutzung des Bades und anderer Einrichtungen auch für Schulen, Vereine und AnwohnerInnen solle nicht eingeschränkt werde, die Preise würden stabil bleiben.

Die Finanzierung des Projekts soll durch einen Immobilienfonds erfolgen, in den „im Prinzip jeder Anleger einzahlen kann“. Den Löwenanteil dürfte Vereins-Hauptsponsor Securvita beisteuern, eine bundesweit agierende, alternative Krankenkasse. Sie möchte ihre fünf Standorte in Hamburg zusammenlegen – in einem etwa 60 Meter hohen Büroturm für ihre 500 bis 600 MitarbeiterInnen an der Budapester Straße.

Diese „schlanke Konstruktion“ sei auch „städtebaulich und architektonisch gewollt“, sagt Fechner, „um einen baulichen Akzent zu setzen“. Verschattungen seien nicht zu befürchten, versicherte er. Da der Turm südwestlich des Stadions stehe, hätte „Schattenwurf Auswirkungen höchstens auf das Wachstum des Rasens auf dem Spielfeld“.

Unklar ist vor allem noch das Verkehrskonzept. Ein HVV-Kombiti-cket für Fußballspiele und zwei Tiefgaragen unter dem Bürogebäude und dem Schwimmbad mit zusammen 325 Stehplätzen seien „nicht ausreichend“, wurde bemängelt, vor allem zu Dom-Zeiten auf dem Heiligengeistfeld. Da sei „noch manches offen“, räumte Fechner freimütig ein, „aber die Planung ist ja auch noch nicht endgültig“. In der Verkehrslenkung sieht er jedoch „natürlich die Stadt in der Pflicht, was Intelligentes zu entwerfen“.

Und versprach den Sanierungsbeiräten, sie über die Planungen „weiter auf dem Laufenden“ zu halten. Der Verein, so der Chefkoordinator, „legt ja bekanntlich hohen Wert auf gute Nachbarschaft in St. Pauli“.