■ Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten
: Neuer Filz bei Hattig

Der Dreck kommt immer wieder, denke ich beim Putzen oft. Ausnahmen bestätigen die Regel: Wenn der Hafensenator zum Beispiel bis Ende Februar alle seine fleißigen Mitarbeiter zu sich in die Zweite Schlachtpforte geholt hat und am Bredanplatz die Abrissbagger anrollen, dann gibt es dort nur noch einmal einen großen Haufen Schutt wegzukehren. Der alte Wirtshaus... – verzeih: Konferenzsaal mit seinen Resopaltischen im Holz-Look und den goldenen Blech-Leuchtern wird dann ebenso der Vergangenheit angehören wie die Amtszimmer mit den hellbraunen Vorhängen aus Sackleinen. „Sowas würdest du in einem Privatunternehmen nicht vorfinden“, sagt mir Personalratschef Michael Skiba in seiner Stube zwischen Wimpeln und Fotos der Betriebssportgruppe. Und dann, mit Wehmut: „Der Saal hat auch Charme.“ Auch ich habe dem Wohnzimmer meiner Oma nachgetrauert.

Noch vor kurzem sah's, im neuen Quartier an der Schlachtpforte, auch noch aus wie drüben. „DDR-Design“, urteilt ein Kenner über den Konferenzraum, wo Jupp Hattig (CDU) und die hohen Herren wie im Klassenzimmer saßen und die großen Investitionen festklopften. Bis zur Wende im Sommer. Die Stahlrohrstühle aus dem Baumarkt flogen raus, jetzt zieht die neue Marktwirtschaft ein. „Innovativ“ soll der Saal in Zukunft wirken, und das geht natürlich nicht mit der Corporate Identity von gestern. Die ehemals weißen Vorhänge, so abgehangen, dass ich beim Putzen immer mit den Füßen drauftrat, wobei dann stets das Nikotin herausbröckelte, die jedenfalls werden durch silberne Jalousien aus Alu ersetzt. Auch der alte Schinken im Goldrahmen, der die Wand zierte, fliegt raus. Statt dessen Präsentationswand aus natürlichem Holz und gegenüber ein repräsentatives Bild vom Bremer Hafen. Hoffentlich besser als die Luftbilder in den Gängen.

Die Flure übrigens sind so verschachtelt, dass Skiba gedroht hat, nach dem Umzug sechs Monate lang Erbsen hinter sich auszustreuen. Weil er Angst hat, nicht mehr zu seinem Schreibtisch zu finden. Die Sauerei möcht' ich nicht sehen! Skiba wird also der erste Nutzer des neuen Gang-Leitsystems sein, das vom Bremer Schilderwerk gerade entworfen wird. Nur 100.000 Euro kosten Saal und Schilder. Die neue Empfangstheke geht extra: Das ist ein Eigenbau.

Auch Büros werden durchgeputzt. „Da ist überall der Filz drin“, sagt Skiba. Kommt auch wieder neuer rein. Als hätten wir das nicht schon vorher geahnt! Herzlich, Ihre Rosi Roland