Berlin trainiert für NOlympia

SPD und PDS steuern auf eine erneute Olympiabewerbung Berlins zu, obwohl die Stadt kein Geld hat. Die Gegner von einst machen schon mobil. Geplant: eine Image-Beschmutzungs-Kampagne

von PHILIPP GESSLER
und RICHARD ROTHER

Noch ist es nicht definitiv, aber die Zeichen stehen auf eine neue Olympiabewerbung Berlins. Wie die Verhandlungsführer mitgeteilt haben, konnten SPD und PDS bei den laufenden Koalitionsgesprächen Einigungen in drei umstrittenen Punkten erzielen: beim geplanten Großflughafen, der anvisierten Fusion mit Brandenburg – und einer Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012. Bei den Sozialisten gibt es Olympia-Fürsprecher wie den Sportexperten Walter Kaczmarczyk und das frühere Rad-Idol Gustav Adolf „Täve“ Schur, der im Bundestag sitzt. Meldungen zufolge hieß es in der PDS, die Entscheidung sei bereits gefallen.

Die Zeit für drängt, da die Frist für eine Bewerbung beim Nationalen Olympischen Komitee am 31. Dezember dieses Jahres abläuft. Bisher hat sich jedoch nur die CDU eindeutig in dieser Frage positioniert: Am kommenden Donnerstag will sie im Abgeordnetenhaus einen Antrag für die Bewerbung der Stadt einbringen – sonst seien „sämtliche Züge abgefahren“, sagte der CDU-Generalsekretär Matthias Wambach. Unter anderem weil der Rückhalt in der Bevölkerung fehlte, war die letzte Olympiabewerbung Berlins 1993 gescheitert.

Erst heute Abend wollen sich SPD und PDS zur Frage Olympia-Bewerbung offiziell erklären. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) betonte, die Stadt bringe für eine Bewerbung gute Voraussetzungen mit. So verfüge Berlin über mehrere neu gebaute Sportarenen und das bis 2004 sanierte Olympiastadion. Sein Verhandlungsführer Peter Strieder sagte, eine Bewerbung sei nur sinnvoll, wenn sie zu einer „Herzensangelegenheit“ der Berliner werde. PDS-Chef Stefan Liebich hob hervor, bei der Entscheidung hätten nicht nur finanzielle Erwägungen eine Rolle gespielt. Sein Parteifreund Freke Over sagte dagegen, eine Bewerbung sei in der Fraktion keineswegs Konsens. Bisher sei hier die „Sprachregelung“ gewesen, dass es keine Bewerbung gebe. Er selbst sei „natürlich“ gegen die Spiele. In der PDS wird darauf verwiesen: Auch Fraktionschef Harald Wolf habesich 1993 gegen die damalige Olympia-Bewerbung engagiert.

Bei den Bündnisgrünen regte sich ebenfalls Widerstand gegen eine Olympiabewerbung. Claudia Hämmerling, Expertin für Stadtentwicklung, unterstrich, die Stadt wäre allein finanziell dazu gar nicht in der Lage: „Das wäre das Grauen.“

Die linke Szene kündigte gestern ebenfalls Widerstand an. „Natürlich wird es wieder eine NOlympia-Kampagne geben“, sagte ein ehemaliger Aktivist aus der Anti-Olympia-Bewegung. Die „Image-Beschmutzungs-Kampagne“ habe einmal in Amsterdam und in Berlin funktioniert. „Das wird wieder klappen.“ Die Olympiagegner befürchten vor allem die Vertreibung armer Bevölkerungsgruppen aus der Innenstadt. Die Anti-Olympia-Bewegung hatte zu Beginn der 90er-Jahre weltweit Treffen von Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gestört. Unbekannte hatten zudem diverse Brandanschläge auf Olympia-Baustellen verübt.